Landwirtschaft

Obstbauern kamen bei Frost glimpflich davon

Winzer versuchten, ihre Pflanzen mit Fackeln vor dem Erfrieren zu bewahren
Winzer versuchten, ihre Pflanzen mit Fackeln vor dem Erfrieren zu bewahrenAPA/AFP/PHILIPPE LOPEZ
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In der Wachau haben zahlreiche Marillenbauern in der Nacht ihre Gärten mit Öfen beheizt, um die Ernte zu retten.

Während die Kältewelle in Frankreich Winzer und Landwirte um ihre Ernte   fürchten lässt, dürften die Obstbauern in Österreich den Frost in der Nacht auf Montag relativ gut überstanden haben. Am gefährdetsten waren Marillenbäume in Ostösterreich, die wegen des bisher milden Wetters im März schon stark blühten. Anfällig waren nach der langen Trockenheit übrigens auch die Bienen. Für die restliche Woche scheint die Gefahr von Frostschäden eher gering.

In Niederösterreich sind die Temperaturen in der Nacht wie in vielen anderen Landesteilen unter den Gefrierpunkt gefallen. In der Wachau wurden beispielsweise -2 bis -4 Grad Celsius gemessen. Ob es zu Frostschäden kam, wird sich laut Landwirtschaftskammer Niederösterreich bis mittags abschätzen lassen. In der Wachau haben zahlreiche Marillenbauern in der Nacht ihre Gärten mit Öfen beheizt, um die Ernte zu retten. Ob das gelungen ist, wird sich laut Franz Reisinger, Obmann des Vereins "Wachauer Marille g.U.", im Laufe des Tages zeigen.

Von der Burgenländischen Landwirtschaftskammer hieß es, dass die Temperaturen von -1 bis -3 Grad noch keine größeren Schäden angerichtet haben dürften, es sei aber noch zu früh für eine endgültige Einschätzung. Die empfindlichen Lagen seien teilweise beheizt worden.

Die steirischen Obstbauern haben am Montag noch keine schwerwiegenden Frostschäden verzeichnet. Beim Apfel sei die Blüte noch gar nicht so weit entwickelt und die Temperaturen waren auch nicht allzu niedrig. Es sei bewölkt gewesen und es gab eine hohe Luftfeuchtigkeit, da sei die Gefahr von Frostschäden sehr gering, hieß es auf APA-Nachfrage. Bei der Marille seien vereinzelte abgefrorene Blüten entdeckt worden, doch es seien noch ausreichend gesunde Blüten vorhanden.

Aus der TirolerLandwirtschaftskammer hieß es, dass die Vegetation - etwa bei der Stanzer Zwetschge - noch nicht so weit fortgeschritten sei, dass man die Frostberegnung einschalten müsse. Am ehesten sei die Marille gefährdet, insgesamt sei man aber "gut davongekommen". Allerdings seien die kommenden Wochen ausschlaggebend.

Auch Salzburg als Streuobstland dürfte relativ glimpflich davongekommen sein, da die meisten Obstbäume noch gar nicht blühen. "Wenn, dann hat es Marillen oder Kriecherl getroffen", sagte Johann Wesenauer, der Obmann des Salzburger Landesverbandes für Obst- und Gartenbau. In 800 Metern Seehöhe sei die Temperatur heute Nacht auf -6 Grad gefallen, sollte dort ein Marillen- oder Kriecherlbaum geblüht haben, "dann ist die Blüte kaputt". Die Marillenbäume würden aber zumeist an Wänden stehen, wo man sie mit Vlies abdecken kann. Kritisch könnten die Temperaturen auch für geschwächte Bienenvölker sein, sagte Thomas Renner vom Landesverein für Imkerei und Bienenzucht. Sollte ein Volk gefährdet sein, müsse der Imker mit einem Zuckerteig zufüttern. In Salzburg würde aber die Trockenheit den Bienen mehr zu schaffen machen als die Kälte, sagte Renner, weil es wegen der Trockenheit einen geringeren Nektarfluss gebe.

In Oberösterreich sei das Schadenspotenzial gering, hieß es aus der Landwirtschaftskammer. Im Ackerbau seien die bereits gesäten Zuckerrüben betroffen, allerdings zeige sich erst in den kommenden Tagen, in welchem Ausmaß. "Wir reden hier von vielleicht zehn Prozent der insgesamt 7.500 Hektar", sagte Martin Beck von der Abteilung Ackerbau. Im Obstbau liege die Temperatur von minus 3 Grad "an der Grenze zur Schädigung", so Heimo Strebl. Derzeit gebe es keine nachweisbaren Schädigungen, ob das tatsächlich so sei, zeige sich noch, vor allem beim empfindlichen Steinobst wie den Marillen.

Auch in Vorarlberg kam es kaum zu Frostschäden. Die Temperaturen lagen in den vergangenen Nächten zwischen -1 und -4 Grad, die Nacht auf Montag sei entgegen der Prognosen auch noch bewölkt gewesen, "das hat sehr geholfen", so Ulrich Höfert von der Landwirtschaftskammer. Eventuell in Mitleidenschaft gezogen wurden frühe Zwetschken, vereinzelt auch Kirschen und Birnen. Bei den später blühenden Arten und Sorten gehe er im Moment nicht von großen Schäden aus, so Höfert. "Marille haben wir glücklicherweise keine im Anbau. Erdbeeren waren nur im geschützten Anbau in Blüte. Die Bauern haben die Kulturen abgedeckt. Das sollte gut gegangen sein", sagte der Fachmann.

Winzer in Frankreich bangen

Die Kältewelle in Frankreich lässt Winzer und Landwirte um ihre Ernte und Haushalte um ihre Stromversorgung fürchten. Die Nacht auf Montag sei die kälteste Aprilnacht seit 1947 gewesen, teilte der Wetterdienst Météo France mit. Rekordwerte seien etwa in der Nähe von Reims mit neun Grad minus erreicht worden. Der Netzbetreiber RTE rief dazu auf, am Montagvormittag keine Spül- oder Waschmaschinen anzustellen, um Stromausfälle zu verhindern.

Winzer und Landwirte versuchten, ihre Pflanzen mit Fackeln und Windmaschinen vor dem Erfrieren zu bewahren. "Viele Obstbauern sind betroffen. Besonders schlimm ist es für das Steinobst", sagte Christiane Lambert, Vorsitzende der Bauerngewerkschaft FNSEA. Der Frost könne die Ernte von Marillen, Zwetschken und Mirabellen zerstören. Bereits im vergangenen Jahr hatte eine Kältewelle die Trauben- und Obsternte erheblich verringert.

Die Netzagentur RTE hatte für Montag die Warnstufe Orange ausgerufen. "Öko-Gesten der Bürger sind willkommen", betonte RTE. Insbesondere zwischen 7.00 und 10.00 Uhr sollten Franzosen Energie sparen, also beispielsweise elektrische Geräte abstellen und die Heizung herunterdrehen. "Wenn alle Franzosen eine Glühlampe weniger einschalten, entspricht dies 600 Megawatt, also dem Verbrauch einer Stadt wie Toulouse", betonte die Netzagentur.

In diesem Winter ist die Stromversorgung in Frankreich äußerst angespannt. Derzeit sind 27 von 56 Atomreaktoren wegen Wartungsarbeiten und technischer Probleme nicht am Netz.

(APA)

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