Pizzicato

Boris gegen Boris

In London wurde dieser Tage eine Strafsache verhandelt: The Queen versus Boris, um es salopp zu formulieren.

Nein, es ging – noch nicht – um Mister Prime Minister und sein Partygate. Boris Franz Becker, dem „Bobele“-Alter schon länger entwachsen, stand in einem Insolvenzverfahren vor einem Gericht Ihrer Majestät.

Dass es so weit kommen musste mit dem rotblonden Ex-Wunderkind des Tennis, das die Nation vor den TV-Schirmen versammelte, von Richard von Weizsäcker und Helmut Kohl abwärts die Deutschen in Verzückung versetzte und selbst das Feuilleton zumSchwelgen brachte. Wimbledon und Boris, das war eine Love Story – und Beckers Hechtrolle ging in die Tennisgeschichte ein.

Auf sein Leben ohne Centre Court und Racket trifft indes eine Fußballer-Weisheit zu: „Erst hatte er kein Glück, und dann kam noch Pech dazu.“ In die Brüche gegangene Ehen, eine uneheliche Tochter, Autohäuser in Meck-Pomm, eine Finca auf Mallorca, Pokerturniere – und das Vermögen war futsch. Stattdessen Millionenschulden und dennoch weiterhin ein Leben auf großem Fuß, das eine Gage als Tenniskommentator nicht hergibt. Jetzt hilft nur noch eine Benefizaktion während der Wimbledon-Wochen: ein Pfund für jede Schale Erdbeeren samt Schampus für Boris B. – und als Höhepunkt ein Show-Duell gegen Boris Johnson.

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.04.2022)

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