Burgtheater-Premiere

Cyrano zieht in die Poetry-Slam-Schlacht

(c) Matthias Horn
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Martin Crimp hat die Verskomödie von Edmond Rostand erfolgreich in ein Hip-Hop-Drama verwandelt. Die britische Regisseurin Lily Sykes bringt diesen fetzigen Text mit einem gewandten Ensemble voller Energie auf die Bühne.

Für „Cyrano de Bergerac“ im Burgtheater muss der Zuseher zwei Zeitsprünge vollziehen. Der Titelheld ist eine historische Person: Dieser arme Edelmann, Dichter und Soldat aus der Provinz überlebte den Dreißigjährigen Krieg, er starb 1655 mit nur 36 Jahren. Zweimal war er bei Feldzügen schwer verwundet worden, in der Champagne und bei der Belagerung von Arras, ehe er den Dienst quittierte. Edmond Rostand machte aus ihm 1897 ganz gegen den Naturalismus seiner Zeit eine romantische Kunstfigur. Seine Verskomödie über den unglücklich in Roxane verliebten, hässlichen Haudegen mit der langen Nase und der Begabung für bittersüße Verse wurde ein Welterfolg.

Was für ein Verzicht! Cyrano hilft seinem jungen Kadettenkameraden Christian dabei, die Schöne zu erobern, indem er für ihn poetische Briefe an sie schreibt und ihm sogar spontan die passenden Worte bei einem Treffen im Halbdunkel einsagt. Der Dramatiker Martin Crimp hat Rostands Kitsch-Kunstwerk gründlich überarbeitet: Weg mit subtilem Spott über das Geschmuse in bürgerlicher Späte, her mit dem fast noch frischen Hip-Hop unserer Tage! Der bietet doch eine für uns besser verständliche Gelegenheit zu zeitgemäßem Dichterstreit.

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