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Jobsuche für viele schwerer denn je

Die Jobsuche empfinden viele trotz Fachkräftemangel als schwierig.
Die Jobsuche empfinden viele trotz Fachkräftemangel als schwierig. (c) Getty Images (Phynart Studio)
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Trotz guter Arbeitsmarktdaten sind viele Arbeitslose für ihre Jobaussichten pessimistisch.

Wien. Vom heimischen Arbeitsmarkt kamen in letzter Zeit positive Signale: Die Arbeitslosenquote sank im März auf 6,3 Prozent, sie erreichte damit den niedrigsten Stand seit 2008. Mit 261.917 Arbeitslosen und 73.970 Personen in Schulungen war die Zahl der Jobsuchenden heuer im März in Summe so niedrig wie seit zehn Jahren nicht mehr. Und auch schon in den Monaten davor waren die Arbeitslosenzahlen rückläufig.

Zugleich suchen viele Betriebe händeringend Fachkräfte: Allein in Handwerk und Gewerbe kämpft laut einer am Donnerstag präsentierten Umfrage der KMU Forschung Austria etwa jedes zweite Unternehmen mit einem Fachkräftemangel. Aber bedeutet all das im Umkehrschluss, dass Menschen, die keine Arbeit haben, sich bei der Jobsuche jetzt besonders leichttun?

Nur 15 Prozent sind optimistisch

Das offenbar auch wieder nicht – zumindest ist die Wahrnehmung vieler Arbeitsuchenden ganz offensichtlich eine andere. Trotz guter Vorzeichen, einer zuletzt boomenden Wirtschaft und deutlich mehr Jobs als vor Corona werde die Jobsuche aktuell sogar als äußerst schwierig wahrgenommen, heißt es dazu im aktuellen Jobreport der Jobbörse Stepstone.

Mehr als 40 Prozent der Befragten ohne Beschäftigung empfinden demnach ihre Jobsuche aktuell als sehr schwierig. Nur 15 Prozent halten ihre Jobchancen für gut. 63 Prozent gaben an, Arbeit zu finden sei jetzt schwieriger als vor der Pandemie, und bewerteten ihre eigenen Chancen auf dem Arbeitsmarkt im Moment als eher oder sehr schlecht. Lediglich 19 Prozent stufen die Arbeitsuche jetzt als ähnlich schwierig ein wie vor der Pandemie, und sogar nur vier Prozent schätzen ihre aktuellen Chancen optimistischer ein, weil mehr Stellen frei sind.

Frauen weiterhin im Nachteil

Als größte Hürden bei der Jobsuche werden in dieser Umfrage einmal mehr Geschlecht und Alter genannt. Jede zweite Frau empfindet es demnach aktuell als äußerst schwierig, einen Job zu finden, bei den Männern sind es 37 Prozent. Überdurchschnittlich pessimistisch äußerten sich auch junge Jobsuchende von 18 bis 29 Jahren und über 50-Jährige. Entsprechend gering ist in dieser Altersgruppe auch bei jenen, die aktuell in Beschäftigung sind, die Wechselbereitschaft.

Für Stepstone-Österreich-Geschäftsführer Nikolai Dürhammer stehen gerade diese Probleme für Frauen und für bestimmte Altersgruppen, einen Job zu finden, im Widerspruch dazu, wie viele Unternehmen ihrerseits den Fachkräftemangel beklagen. Vor dem Hintergrund einer schrumpfenden und alternden Erwerbsbevölkerung sei es Zeit, „die alten Glaubenssätze durch neue zu ersetzen“, so Dürhammer. So sei etwa die Generation 50+ „eine großartige Zielgruppe, Frauen können Führung“, und auch Deutsch als Erstsprache sei keine Voraussetzung für künftige Beschäftigte. Ganz generell müssten sich Unternehmen bei den Kandidaten bewerben und nicht umgekehrt.

Die Corona-Maßnahmen, wie Maskenpflicht, Impfdebatte und Lockdowns, sehen laut der Umfrage übrigens elf Prozent als zusätzliches Hindernis bei der Arbeitsuche an, und acht Prozent kommen nicht gut damit zurecht, dass sich diese jetzt überwiegend online abspielt und damit unpersönlicher geworden sei. (red./APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.04.2022)

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