Interview

Wie zu Shakespeares Zeiten: Wenn Männer Frauenrollen spielen

Moritz Schell
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Martin Niedermair und Julian Valerio Rehrl spielen ab Donnerstag in den Kammerspielen in „Was ihr wollt“ Frauenrollen. Diese Form der Besetzung soll neue Blickwinkel eröffnen, erklären sie im „Presse“-Gespräch.

Die Presse: Wie war Ihre erste Reaktion, als man Ihnen sagte, dass Sie Olivia beziehungsweise Viola in „Was ihr wollt“ spielen werden – in Torsten Fischers Version, in der fast alle Rollen mit Männern besetzt sind?

Martin Niedermair: Ich war zuerst etwas überrascht. Aber zu Shakespeares Zeiten war es ja ausschließlich so, dass Männer alle Rollen spielten. Insofern ist es ein wenig so wie ein Konzert, bei dem mit historischen Instrumenten gespielt wird. Wobei das nicht der Hauptfokus ist. Wir bringen ja auch einen modernen Twist ein, indem der Narr von einer Frau, Maria Bill, gespielt wird. Durch die doppelte Aufhebung der Geschlechterrollen ergeben sich interessante Spielmöglichkeiten. Das klassische Mann-Frau-Thema wird ausgehebelt. Die Beziehungen, die wir darstellen, werden menschliche Beziehungen und sind nicht auf ein Geschlecht festgelegt. Das bringt spannende Dynamiken ein. Manche im Publikum werden vielleicht überlegen: Sind das jetzt zwei Männer, die flirten, oder ist eine davon eh eine Frau? Wer findet hier jetzt wen attraktiv? Indem lauter Männer spielen, wird das Verwirrspiel noch verwirrender, als es bei Shakespeare sowieso schon ist.

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