Nach Wien-Terror: Wieder ein Freund des Attentäters verurteilt

Nach dem Anschlag war die Anteilnahme der Bevölkerung sehr groß. Mehrere mutmaßliche Mittäter bzw. Helfer des Attentäters wurden inhaftiert. Jedoch ließ sich bisher in keinem Fall eine Verstrickung in das Attentat beweisen.
Nach dem Anschlag war die Anteilnahme der Bevölkerung sehr groß. Mehrere mutmaßliche Mittäter bzw. Helfer des Attentäters wurden inhaftiert. Jedoch ließ sich bisher in keinem Fall eine Verstrickung in das Attentat beweisen.Die Presse/Clemens Fabry
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Nach dem Terroranschlag in Wien vom 2. November 2020 begannen Ermittlungen gegen mehrere Bekannte des Attentäters. Die einzelnen Fälle werden seither gerichtlich abgearbeitet. Eine Anschlags-Beteiligung konnte bisher aber keinem der Verdächtigen nachgewiesen werden.

In Folge des Terroranschlags in der Wiener Innenstadt mit vier Toten und 23 Verletzten wurde gut ein Dutzend junger Männer inhaftiert. Nach und nach werden seither in jedem Einzelfall mögliche Verstrickungen in das islamistische Attentat geprüft. Bisher liegt kein Bewies für Mittäterschaft vor.

Somit hält die These, wonach es sich bei dem 20-jährigen Terroristen K. F. um einen Einzeltäter handelte; der junge Mann mit albanisch-nordmazedonischen Wurzeln wurde von der Polizei erschossen. Am Montag stand nun ein früherer Freund des Attentäters vor Gericht. Der 24-Jährige hatte via Chats mit K. F. Kontakt.

Und zwar regen Kontakt. 2761 Nachrichten wurden auf Messenger-Diensten wie WhatsApp oder Telegram ausgetauscht. Nach seiner Festnahme hatte der Mann keinen Zweifel an seiner Gesinnung gelassen. Er gab an: „Der Islam ist meine Welt. Natürlich würde ich es gerne haben, dass die ganze Welt ein großer islamischer Staat wäre, aber das ist unrealistisch.“ Auf die Frage, wie er es mit der Scharia halte, erwiderte er: „Die Scharia ist eine Norm, da kann man nicht drüber diskutieren.“

Allerdings: Eine Beteiligung am Anschlag vom November 2020 konnte dem 24-Jährigen – er ist derzeit Zivildiener – nicht nachgewiesen werden. Jedoch stand ein kurioser Anklagepunkt zu Buche: Der wegen Propaganda für die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) beschuldigte Mann soll mit seiner früheren Freundin einen Online-Handel mit IS-Devotionalien betrieben haben.

Schokolade im Zeichen des IS

So wurden etwa Kaffeehäferln mit IS-Logo, Ringe mit dem Siegel des Propheten, Lesezeichen mit Kampfmotiven oder – für treue Kunden – auch „IS-Schokolade“ angeboten. Letzteres gab der 24-Jährige nun zu. Indessen spielte er seine Rolle in diversen Chats, wo er auch als Administrator aufgetreten sein soll, herunter. So will er nie zum Jihad aufgerufen haben. Aber ja: Er habe wie ein Kind mit dem Feuer gespielt. Das tue ihm leid.

Letztlich wurde der Angeklagte wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung zu einem Jahr und zehn Monaten Freiheitsstrafe (nicht rechtskräftig) verurteilt. Der Richter erklärte, man müsse „ganz klar in diesem Milieu ein Signal nach außen setzen“.

Ähnliche Fälle erst vor ein paar Tagen abgehandelt

Erst vor einigen Tagen wurde ein 17-jähriger Kosovoalbaner in Wien als Mitglied der Terrormiliz Islamischer Staat zu zwölf Monaten teilbedingter Haft verurteilt. Auch dieser Mann war nach dem Anschlag monatelang in U-Haft gesessen. Auch bei ihm bestand der Verdacht, er habe Beihilfe geleistet. Allerdings fand sich auch bei ihm letztlich kein Beweis für eine Unterstützung des Wien-Terroristen.

Daher wurde der Jugendliche „nur“ deshalb verurteilt, weil er im Internet IS-Propaganda verbreitet hatte. Auffällig war allerdings, dass der Bursch im Juli 2020 bei einem Treffen jungen Islamisten war, welches auch der spätere Attentäter besuchte. Und dass der damals noch 16-Jährige offenbar bis kurz vor dem Anschlag im Chat-Kontakt mit K. F. stand.

Auch abseits des Wien-Terrors war zuletzt im Wiener Landesgericht für Strafsachen ein Terror-Prozess über die Bühne gegangen. Ein 25-Jähriger hatte für den Versuch, Mitglieder für den IS anzuwerben und Spenden für IS-Kämpfer und deren Angehörige zu sammeln, 21 Monate teilbedingte Haft ausgefasst. Er war im vergangenen September nach internationalen Ermittlungen der Direktion für Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) und des Wiener Verfassungsschutz-Amts festgenommen worden.

(m. s./APA)

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