Logistik

Grüne Deals in der Transportlandschaft

Lkw-Transport im Donauhafen passau
Lkw-Transport im Donauhafen passauschwarzmüller
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Nachhaltigkeit. Eine Studie belegt, dass sich die Transportbranche ihrer ökologischen Verantwortung bewusst wird. Konkrete Beispiele sprechen für den einsetzenden Wandel.

Mit dem Europäischen Green Deal hat sich die EU vorgenommen, die Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2050 auf nahezu null zu reduzieren. Für den Transportsektor bedeutet dies eine 90-prozentige Verringerung der von ihm verursachten Schadausstöße, verglichen mit dem Stand von 1990. Wie weit die Unternehmen der Branche hier vorangekommen sind, untersuchte die 2021 erstmals erschienene Goodyear Sustainable Reality Survey.

Maßnahmen & Motivationen

„Knapp 1000 Flottenbetreiber aus Europa, darunter rund 100 aus der D-A-CH-Region, haben an der Umfrage teilgenommen. Die Antworten sind ermutigend“, bringt Maciej Szymanski, Director Marketing Europe der Commercial Business Unit bei Goodyear, die Ergebnisse auf den Punkt. Dies gilt vor allem für große Flottenbetreiber mit mehr als 500 Fahrzeugen, von denen 70 Prozent angeben, dass sie klar definierte Umweltziele haben. Noch 2022 wollen vier von fünf Umfrageteilnehmern umweltbezogene Leistungskennziffern einführen. Zu den am häufigsten ergriffenen konkreten Maßnahmen zählt die Erneuerung des Fuhrparks samt Umstieg auf alternative Elektro-, Hybrid- oder LNG-Antriebe, die Verwendung kraftstoffeffizienter Reifen und die Optimierung des Fahrstils durch umweltschonende Fahrtechniken. Auch die Chancen von Big Data und Datenanalyse werden erkannt. So sind bei 54 Prozent (D-A-CH-Region: 66 Prozent) der Teilnehmer telematikbasierte Lösungen im Einsatz, um die Kraftstoffeffizienz zu erhöhen und die Emissionen zu senken. Als besonders motivierende Faktoren für den Umstieg auf ein nachhaltiges Transportgeschäft führen die Befragten in erster Linie finanzielle Anreize an. Dazu zählen Steuervergünstigungen und geringere Betriebskosten.

Strom & Wasserstoff

Als nachhaltiger Vorreiter in der Branche, zumindest, was alternative Antriebe betrifft, will sich etwa DB Schenker positionieren. Das deutsche Logistikunternehmen hat Ende letzten Jahres 1470 Elektro-Lkw beim schwedischen Spezialisten Volta Trucks bestellt. Im Frühjahr und Sommer 2022 werden Prototypen unter realen Vertriebsbedingungen getestet. Die Erkenntnisse aus diesen Tests werden in die Serienproduktion der Fahrzeuge einfließen, deren Herstellung in der neuen Auftragsfertigung von Volta Trucks in Steyr in Österreich geplant ist. Die vollelektrischen 16-Tonner sollen im Ruhrgebiet und in anderen europäischen Terminals von DB Schenker unterwegs sein, um Waren von Verteilerzentren in Innenstädte und städtischen Gebiete zu transportieren.
Auf Wasserstoff setzt in einem gemeinsamen Projekt mit der OMV hingegen der Spezialist für globale Fahrzeuglogistik Hödlmayr. „Die batterieelektrische Mobilität stößt bei uns aufgrund der schweren Lasten und langen Strecken rasch an ihre Grenzen. Wir gehen derzeit davon aus, dass im Lkw-Bereich der Wasserstoff die zukunftsträchtigste Variante wird“, sagt Vorstand Robert Horvath. Das international tätige Familienunternehmen aus Schwertberg in Oberösterreich plant deshalb, innerhalb der nächsten Jahre seine Flotte mit Wasserstoff-Brennstoffzellen-Lkw auszustatten. Das Investitionsvolumen für diese Fahrzeuge, die rund doppelt so teuer wie die derzeit verwendeten, fossil betriebenen Zugmaschinen sind, beläuft sich auf mehrere Millionen Euro. Um die angestrebten Klimaeffekte zu erzielen, soll bei der Wasserstofferzeugung nur Strom aus erneuerbaren Quellen verwendet werden.

Lkw & Schiff

Eine möglicherweise neue, nachhaltigere Art der Fahrzeugauslieferung hat die Schwarzmüller-Gruppe Anfang März auf den Weg gebracht. In einem Pilotversuch übersetzte Anfang März Schwarzmüller 35 Anhänger aus seinem ungarischen Werk Dunaharaszti per Schiff über die Donau in den Bayernhafen Passau. Rund 575 Kilometer haben die neuen Plateaufahrzeuge auf der Donau zurückgelegt. Der Transport erfolgte „Roll on Roll off“, das Ladegut wird dabei auf das Deck gefahren und nicht wie ein Container dorthin gehoben. Die größten Vorteile des Wasserwegs: der Wegfall der überlasteten Fernverkehrsrouten auf der Straße und die bessere Planbarkeit mit einem streng nach Fahrplan verkehrenden Donauschiff. Vorteilhaft für die CO2-Bilanz wirkt sich zudem aus, dass Einzelzustellungen durch die Komplettbeladung eines Schiffes ersetzt werden. Laut Schwarzmüller führt diese Bündelung auch zu wirtschaftlichen Einsparungen, zumal Mehrkosten aus einer geringfügig längeren Transportzeit kaum ins Gewicht fallen.
Auf den Pilotversuch soll nun eine ausführliche Testphase folgen. „Wir wissen noch nicht genau, wohin uns der Weg führen wird. Aktuell planen wir sechs bis acht Schiffe pro Jahr. Aus der Praxis werden sich neue Perspektiven ergeben“, sagt CFO Michael Hummelbrunner. Nachdem die Schwarzmüller-Gruppe in den meisten Donau-Anrainerstaaten tätig ist und auch der wichtige Markt Polen im Einzugsgebiet der Donau liegt, könnte aus dem Projekt ein neues Regelmodul des nachhaltigen Fahrzeugtransports erwachsen.

Hintergrund

Insgesamt 25 Prozent der vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen in Europa entstehen im Transportsektor. Ab 2025 sollen gemäß den Vorgaben des Europäischen Green Deals die CO2-Emissionen neuer, schwerer Lastkraftwagen um 15 Prozent und ab 2030 um 30 Prozent reduziert werden. Der Ermittlung dieser Werte für die jeweilige Lkw-Konfiguration dient das digitale Simulationstool Vecto (Vehicle Energy Consumption Calculation Tool), das von der EU-Kommission zur Messung von CO2-Emissionen und Kraftstoffverbrauch von Schwerkraftfahrzeugen über 3,5 Tonnen entwickelt wurde. www.itna.tugraz.at/vecto

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