Die Ukraine-Krise hat die Brexit-Streitereien zeitweise vergessen lassen. Aber die zerrüttete Beziehung lässt sich nicht so einfach kitten.
Kürzlich sahen die Briten in den sozialen Medien ein Video, in dem ihr Premierminister einmal souverän rüberkommt: Boris Johnson, wie er neben dem ukrainischen Präsidenten, Wolodymyr Selenskij, durch die Straßen von Kiew schreitet, die beiden gut gelaunt im Gespräch. Johnson schüttelt Passanten, die offensichtlich vom hohen Besuch aus Großbritannien angetan sind, die Hände.
Die Bilder des Überraschungsbesuchs in Kiew haben auch symbolischen Wert. Sie bestätigen, dass der Premierminister in der Ukraine-Krise einen außenpolitischen Erfolg verbuchen kann. Seine entschlossene Rhetorik gegen Russland findet in allen Parteien und beim Großteil der Bevölkerung Anklang, und dass Selenskij Johnson als wichtigen Alliierten betrachtet, macht viele Briten stolz.Auch auf der anderen Seite des Ärmelkanals stellt man mit Genugtuung fest, dass Großbritannien und die EU einmal am gleichen Strang ziehen: Die gemeinsame Front, die Europa dem russischen Diktator entgegensetzt, hat das seit dem Brexit zerrüttete Verhältnis zwischen Brüssel und London unvermittelt verbessert – zumindest zu Beginn.