Geldpolitik

Russische Zentralbankchefin signalisiert Zinssenkung

IMAGO/SNA
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"Wir werden die Möglichkeit einer weiteren Senkung in den kommenden Sitzungen in Betracht ziehen", sagte Zentralbankchefin Elvira Nabiullina am Donnerstag in einer Rede vor dem Parlament.

Die russische Zentralbank erwägt trotz hoher Inflation und einer Kapitalflucht infolge der westlichen Sanktionen eine Zinssenkung. Um einen Absturz der Landeswährung Rubel zu verhindern, hatte die Notenbank den Zinssatz nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine zunächst von 9,5 auf 20,0 Prozent angehoben, mittlerweile aber wieder auf 17 Prozent zurückgenommen. Die nächste Entscheidung steht am 29. April an.

"Wir werden die Möglichkeit einer weiteren Senkung in den kommenden Sitzungen in Betracht ziehen", sagte Zentralbankchefin Elvira Nabiullina am Donnerstag in einer Rede vor dem Parlament. Nabiullina sieht die russische Wirtschaft wegen der westlichen Sanktionen vor einem Strukturwandel. "Probleme können selbst bei einer Produktion mit hohem Lokalisierungsgrad auftreten", warnte sie. So stelle Russland beispielsweise sein eigenes Papier her, verwende dabei aber ausländische Bleichmittel. Auch würden im Ausland hergestellte Verpackungsmaterialien für in Russland produzierte Lebensmittel dringend benötigt. Die Umstellung gehe nicht von heute auf morgen. "Das alles braucht Zeit", sagte die Währungshüterin.

Prüfung der Devisenkontrollen angekündigt

Sie kündigte zudem eine Prüfung der Devisenkontrollen an. Es müsse eine Situation vermieden werden, bei der der Rubelkurs auf dem Schattenmarkt vom offiziellen Niveau abweiche. Russische Privatkunden hatten im März Devisen im Wert von 9,8 Milliarden Dollar (rund neun Milliarden Euro) von ihren Konten abgehoben. "Der Bankensektor war mit einem erheblichen Abfluss von Geldern der Bevölkerung konfrontiert", sagte der für Bankenregulierung zuständige Notenbankdirektor Alexander Danilow. "Menschen haben in Panik Geld von ihren Konten genommen."

Unterdessen ist die Inflationsrate auf den höchsten Stand seit rund 20 Jahren gestiegen. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich in der Woche bis 15. April um durchschnittlich 17,62 Prozent, wie das Wirtschaftsministerium ermittelte. Seit dem Kriegsbeginn am 24. Februar sind fast alle Preise gestiegen - ob Gemüse, Zucker oder Smartphones. Der Kampf gegen die Inflation bleibe die wichtigste Aufgabe, sagte Nabiullina. Sie geht davon aus, dass die Zielmarke der Zentralbank von vier Prozent erst 2024 wieder erreicht werden dürfte.

Höhere Zinsen können die Nachfrage nach Krediten für Konsum und Investitionen und damit den Preisauftrieb dämpfen. Sinkende Zinsen wiederum können der Konjunktur auf die Sprünge helfen.

(APA)

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