Pizzicato

Präsident mit Brustpelz

Was tut man nicht alles für ein paar Wählerstimmen?

Nehmen wir aus aktuellem Anlass Marine Le Pen mit ihrer durch unzählige Gitanes aufgerauten Reibeisenstimme. Auf den letzten Metern des Wahlkampfs hat die langjährige Galionsfigur der Ultrarechten Kreide geschluckt und gibt sich so kuschelweich und samtpfötig wie die Kätzchen, deren Pelz sie auf Postings liebevoll krault.

Apropos Pelz. Die Haus-und-Hof-Fotografin im Élysée hat Emmanuel Macron leger auf einem Sofa abgelichtet, mit weit aufgeknöpftem weißen Hemd, unter dem ein dichter, dunkler Brustpelz zum Vorschein kommt, wie ihn in den Sixties und Seventies Hollywood-Stars wie Sean Connery, Burt Reynolds oder Tom Selleck zur Schau getragen haben. Das galt damals als viril und sexy.

Die Franzosen trauten ihren Augen nicht. Sollte das ihr Präsident sein, meist zugeknöpft bis oben hin? Mit einem „Teppich“, wie es in Paris heißt. Oder vielmehr: Mit dem Fell eines Berggorillas? Wie ein bretonischer Fischer. Neulich erst präsentierte sich Macron im Hoodie wie ein Tech-Freak, ein Start-up-Gründer, ein Berufsjugendlicher. Und nun ein Mann mit Ecken und Kanten, der es mit Putin und erst recht mit Le Pen aufnimmt, lässig wie Jean-Paul Belmondo. Es fehlte nur die Zigarette, die aus dem Mundwinkel baumelte – aber das ist heute selbst in Frankreich tabu. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.04.2022)

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