Software

SAP: Wachstum kostet viel Geld

SAP übertrifft die Umsatzerwartungen, enttäuscht aber beim Ergebnis, die Aktie rutscht ins Minus.

Walldorf. Europas größter Softwarekonzern SAP kommt beim angepeilten Wachstum des Geschäfts mit sogenannter Cloudsoftware voran. Allerdings haben die Investitionen in den Ausbau des Geschäfts mit Software zur Nutzung über das Netz (Cloud) und der Rückzug aus Russland das Ergebnis zum Jahresstart stärker als erwartet belastet. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis ist in den ersten drei Monaten des Jahres um vier Prozent auf knapp 1,7 Mrd. Euro gefallen, wie SAP am Freitag mitgeteilt hat.

Der Umsatz zog dagegen um elf Prozent auf knapp 7,1 Mrd. Euro an, die Erlöse in der Cloud legten dabei um 31 Prozent auf 2,8 Mrd. Euro zu. Damit übertraf der Konzern die Erwartungen der Experten beim Erlös, verfehlte sie aber beim Ergebnis deutlich. Die Prognosen für das laufende Jahr wurden bestätigt.

Konzernchef Christian Klein hat im Herbst 2020 angekündigt, das Wachstum erst einmal über eine höhere Profitabilität zu stellen. Seitdem hat der Konzern auf dem Finanzmarkt einen schweren Stand. Die Zahlen für das erste Quartal hellten die Stimmung nicht auf.

Ergebnis steigt vorerst nicht

Laut dem Ausblick soll der Umsatz mit Cloudsoftware heuer währungsbereinigt um 23 bis 26 Prozent auf bis zu 11,85 Mrd. Euro steigen.

„Wir hatten einen soliden Start in das Jahr, und unser Ausblick bleibt unverändert“, sagte der scheidende Finanzchef Luka Mucic. Im Gesamtjahr will SAP weiterhin auf ein währungsbereinigtes Betriebsergebnis zwischen 7,8 und 8,25 Milliarden Euro kommen. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) dürfte damit lediglich stabil bleiben oder sogar um bis zu fünf Prozent schrumpfen.

Konzernlenker Klein hat mit dem verstärkten Fokus auf die Cloud in seinem Strategieschwenk auch die Gewinnerwartungen seines Vorgängers kassiert. Erst 2023 soll das operative Ergebnis wieder zulegen. Beim Produktumsatz aus Lizenzprogrammen, Wartungsverträgen und Cloudsoftware rechnet SAP 2022 mit einem währungsbereinigten Plus von vier bis sechs Prozent auf 25 bis 25,5 Mrd. Euro.

In den ersten drei Monaten belasteten nicht nur die Investitionen in den Ausbau des Cloudgeschäfts, sondern auch der Rückzug aus dem Geschäft in Russland, nachdem das Land die Ukraine angegriffen hatte. Unter dem Strich brach der Gewinn deshalb um 41 Prozent auf 632 Mio. Euro ein.

Rückzug aus Russland

SAP stoppte Anfang März alle neuen Verkäufe in Belarus und Russland. Außerdem wurde damit begonnen, den Cloudbetrieb in Russland einzustellen. Zudem sei geplant, den Support und die Wartung der On-Premise-Produkte in Russland zu beenden. Die Belastung für das bereinigte Betriebsergebnis im ersten Quartal bezifferte SAP auf 70 Millionen Euro. Für das gesamte Geschäftsjahr rechnet der Konzern damit, dass der Rückzug aus Russland den operativen Gewinn mit rund 350 Millionen Euro belastet.

Die Aktie büßte zunächst deutlich ein. Seit dem Rekordhoch im September 2020 von etwas mehr als 143 Euro ging es für das Papier steil nach unten auf unter 100 Euro. Der Börsenwert sank seitdem um fast 60 Mrd. Euro auf nur noch knapp 120 Mrd. Euro. Damit büßte SAP auch den Rang des wertvollsten deutschen Börsenunternehmens ein – das ist jetzt der Industriegashersteller Linde.

(DPA)

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