Xiaomi 12

Xiaomi wird übermütig

Von null auf 100 in 30 Minuten, das Alleinstellungsmerkmal des Xiaomi 12 Pro.
Von null auf 100 in 30 Minuten, das Alleinstellungsmerkmal des Xiaomi 12 Pro.Xiaomi
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Die chinesische Marke Xiaomi ist mittlerweile weltbekannt. Jetzt ändert der Hersteller mit seiner neuen Smartphone-Serie Xiaomi 12 seine Preisstrategie.

Noch vor ein paar Jahren ein absoluter Geheimtipp unter den Smartphone-Herstellern ist Xiaomi kontinuierlich zu einer Weltmarke aufgestiegen. Dabei geht das chinesische Unternehmen wie auch schon der einst große Mitbewerber Huawei vor: Geräte werden mit Tophardware zu einem unschlagbaren Preis angeboten. Ist eine gewisse Schwelle erreicht, wird der Kurs geändert und die Preise für die Handys schießen in die Höhe. Auch wenn Xiaomi noch gute Geräte zu vernünftigen Preisen anbietet, die kürzlich vorgestellten Spitzengeräte bewegen sich in neuen Sphären und übertreffen die der Konkurrenz. „Die Presse am Sonntag“ hat das Xiaomi 12 Pro getestet, mit dem die Chinesen erstmals die 1000-Euro-Marke überschreiten.

Äußerlich bietet das Handy keine sonderlich nennenswerten Neuerungen: rechteckig mit abgerundeten Ecken, darauf hat sich die Branche seit Jahren verständigt. Das ist das Maß der Dinge. Das Kameramodul hebt sich mit einer Riesenlinse und zwei kleineren massiv von der sonst dezent gehaltenen Rückseite ab. Da kann man von Glück reden, dass eine Plastikhülle direkt im Lieferumfang enthalten ist. Trotz der Maße von 163,6 x 74,6 x 8,2 Millimetern und einer Displaygröße von 6,73 Zoll liegt es sehr gut in der Hand. Das Gewicht mit 204 Gramm ist okay, aber auch nicht sonderlich leicht.

Abgesehen von Neuheiten bei den Kameras ist das wohl größte Alleinstellungsmerkmal die blitzschnelle Ladung des 4600-mAh-Akkus, die besonders Vielnutzer freuen wird, denn binnen weniger als 30 Minuten kommt das Gerät von null auf 100 Prozent. Möglich macht das das 120-Watt-Netzteil, das im Lieferumfang enthalten ist.

Ein Auf- und Abrüsten der Kameras. Drei Kameras mit je 50 Megapixeln machen das Fotografieren zu einem Kinderspiel. Mit ruhiger Hand oder gar einem Tripod werden Nachtaufnahmen zu kleinen Kunstwerken, ohne dabei viel technisches Grundwissen für Blendeneinstellungen und Belichtungszeiten oder dergleichen vorauszusetzen. Dabei hat Xiaomi überraschenderweise nicht nur aufgerüstet: Der fünffache optische Zoom erhielt ein Downgrade auf einen zweifachen optischen Zoom. Das Sichtfeld der Weitwinkelkamera wurde um ein paar Grad reduziert (von 123 auf 115 Grad), der Bildsensor wurde ebenfalls zusammengestampft (von 1/1,12 Zoll auf 1/1,28 Zoll). Bei einem Blick auf den Mitbewerb zeigt sich: Xiaomis Sensoren sind immer noch die größten.

Aber einmal mehr zeigt sich, dass diese technischen Details nur auf dem Papier auffallen. In der Praxis haben diese Veränderungen keinen merkbaren Einfluss auf die Bildqualität. Besonders der Porträtmodus weiß zu überzeugen, dessen Finessen sich vor allem im Softwarebereich abspielen. Die Selfiekamera kann im direkten Vergleich mit der Triple-Kombination auf der Rückseite verständlicherweise nicht mithalten. Mit 32 Megapixeln liefert sie ordentliche Bilder.

Ein bisschen Luft nach oben. Die verbaute Hardware – angefangen vom Display bis hin zu den Prozessoren - ist tadellos und die Kamera durchaus ein Verkaufsargument. Dass Xiaomi aber am optischen Zoom gespart hat, das Handy nicht vor Wasser und Staub geschützt ist und auch eine E-SIM-Schnittstelle fehlt, sind – gemessen am Preis – ordentliche Patzer. Hier hat Xiaomi an den falschen Stellen gespart. Vor allem, wenn man dann noch seine Kunden mit einer Flut an unnötig vorinstallierten Apps belästigt, die es mühsam zu löschen gilt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.04.2022)

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