Wolfgang Holzmair ist 70

´The Philips Recitals´ (2022)
´The Philips Recitals´ (2022)
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Der österreichische Bariton feierte dieser Tage seinen runden Geburtstag. Decca brachte seine viel gelobten Lied-Aufnahmen auf 13 CDs gesammelt heraus.

Wolfgang Holzmair feierte seinen Siebziger. Er kann auf ein reiches Erbe an CD-Aufnahmen zurückblicken, das seine international gerühmten Qualitäten als Lied-Interpret beeindruckend dokumentiert. Soeben erschien eine 13 CDs umfassende Box mit den Einspielungen, die der Bariton in den zwei Jahrzehnten zwischen 1993 und 2012 für Philips gemacht hat. Sie präsentiert Holzmair mit seinen wichtigsten Klavierpartnern, Imogen Cooper und Gerard Wyss, in einem breiten Repertoire von Wiener Klassik bis zu französischem Impressionismus, deutschem Protest-Song und gemäßigter Wiener Moderne.

Moderne und Nostalgie

Das Album mit Ernst Kreneks "Fiedelliedern" und dem etwa gleichzeitig entstandenen "Reisebuch aus den österreichischen Alpen" gehörte zu den meistbeachteten Aufnahmen des Künstlers. Es fasst, genau genommen, auch mit einer gehörigen Portion Ironie die verschiedenen Ausdrucksbereiche zusammen, die sich Holzmair als Meister wortdeutlicher Artikulation und Hingabe an die expressive Kraft der Melodielinien erschlossen hat: Blickt doch Krenek in diesen Werkzyklen auch nostalgisch zurück auf die große Zeit des Liedgesangs und reflektiert die deutsche Romantik ebenso wie - vor allem - die unvergleichliche Kunst eines Franz Schubert.

Wolfgang Holzmair war stets ein Interpret, der auch die wenig begangenen Pfade der Liedkunst erkundete. Obwohl er gerade mit einem der Gipfelwerke des Genres seinen durchschlagenden Erfolg feiern konnte: Die Einspielung von Schuberts "Schöner Müllerin" mit Jörg Demus am Klavier, riss den Rezensenten des "Gramophone"-Magazins, Alan Blyth, zu einer Lobeshymne hin, die Holzmairs Interpretation in eine Reihe mit legendären Kollegen von Dietrich Fischer-Dieskau bis Gérard Souzay hin. Das war 1989 und ebnete mit dieser außergewöhnlichen journalistischen Reaktion auf ein Produkt der Wiener Firma Preiser Holzmairs Weg zur großen Karriere.

Konzertsäle statt Opernbühne

Dass der Liedgesang und nicht die Oper seine Domäne werden würde, ahnten die Veranstalter früh. Die Konzert-Engagements wurden so zahlreich, dass der Sänger - nicht. zuletzt angespornt von einem vel beachteten Erfolg in der Londoner Wigmore Hall - seinen Ensemble-Vertrag mit der Oper Gelsenkirchen lösen konnte.

Die Decca-Edition lässt nun nachhören, mit welchem Engagement sich Wolfgang Holzmaier den vielfältigen Aufgaben des Lied-Repertoires seither gewidmet hat. Die "schöne Müllerin" hat er mit Imogen Cooper am Klavier noch einmal aufgenommen, die beiden anderen Liedreihen Schuberts sind natürlich ebenso vertreten wie die wichtigen Zyklen Robert Schumanns. Aus späterer Zeit gibt es neben dem Krenek-Album auch eine Aufnahme von Hanns Eislers "Hollywood Songbook" und viel französische Gesänge von Berlioz bis Ravel und Duparc.

Ungewohnte Perspektiven

Was die deutsche Romantik betrifft, so erkundeten Holzmair und Cooper die Welt Eichedorffs anhand musikalischer Äquivalente von Mendelssohn und Schumann ebenso wie Robert Franz, Hans Pfitzner oder Erich W. Korngold.

Und den Anfängen des Klavier-Lieds von Haydn, Mozart und Beethoven antwortet eine bemerkenswerte CD, auf der Holzmair, begleitet vom Trio Fonteney, hören lässt, womit die Großen jener Ära wirklich viel Geld verdienen konnten: mit Arrangements irischer und englischer Volkslieder, die von den Verlegern üppiger honoriert wurden als Gesänge "an die ferne Geliebte . . .

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