Moldau

Transnistrien - wo Hammer und Sichel noch allgegenwärtig sind

Das Wappen von Transnistrien.
Das Wappen von Transnistrien.APA/AFP/SERGEI GAPON
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Die abtrünnige Region in Moldau wird von prorussischen Separatisten kontrolliert. Über ihre Rolle in Putins Strategie im Ukraine-Krieg wird derzeit viel spekuliert. Immer wieder kommt es zu Explosionen.

Nach mehreren rätselhaften Explosionen in der abtrünnigen Region Transnistrien wächst die Sorge, dass der russische Krieg in der Ukraine auf die Republik Moldau übergreift. Transnistrien ist ein schmaler Landstrich an der ukrainischen Grenze, der von prorussischen Separatisten kontrolliert wird. Im Folgenden die wichtigsten Fakten zu dem Gebiet.

Die überwiegend russischsprachige Region zwischen dem Fluss Dnjestr und der ukrainischen Grenze spaltete sich nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion von der Republik Moldau ab. 1992 lieferten sich die Separatisten mit Unterstützung der russischen Armee einen Krieg mit der prowestlichen Regierung Moldaus. Hunderte Menschen wurden getötet.

Präsidentin fordert Abzug russischer Truppen

2006 sprachen sich 97,1 Prozent der Wähler bei einem international nicht anerkannten Referendum für den Anschluss Transnistriens an Russland aus. Die moldauische Präsidentin Maia Sandu lehnt die Abspaltung ab. Sie fordert den Abzug der russischen Truppen an der Grenze zwischen Transnistrien und Moldau. Stattdessen solle dort eine Beobachtermission der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) stationiert werden. Moskau lehnt diesen Vorschlag ab.

Transnistrien verwendet eine eigene Währung - den transnistrischen Rubel -, hat eigene Sicherheitskräfte und eigene Pässe. Die meisten der schätzungsweise 465.000 Einwohner haben weitere Staatsangehörigkeiten: die moldauische, die russische oder auch die ukrainische. Die Mehrheit der Bevölkerung spricht Russisch, während im Rest der Republik Moldau das Rumänische dominiert. Moskau unterstützt die Wirtschaft Transnistriens, indem es kostenlos Gas liefert und 1500 Soldaten dort stationiert hält.

Von den russischen Soldaten überwacht etwa ein Drittel als offizielle Friedenstruppe mit Kräften Transnistriens und Moldaus den geltenden Waffenstillstand. Die anderen Soldaten sichern ein riesiges Lager alter russischer Munition bei dem Dorf Kolbasna (Cobasna). Transnistrien selbst hat etwa 5.000 Mann unter Waffen.

Transnistrien gilt seit langem als Schmugglerparadies. Über den Hafen im ukrainischen Odessa gelangen Zigaretten, Alkohol und andere Waren dorthin.

Ein Stück Sowjet-Nostalgie

Die Sheriff-Gruppe, eine riesige Holding, die von zwei ehemaligen sowjetischen Polizisten gegründet wurde, hat das Gebiet fest im Griff und besitzt dort Supermärkte, Tankstellen, eine Cognac-Destillerie und eine Kaviarfarm. Ein Drittel des transnistrischen Haushalts lande in den Kassen von Sheriff, berichtete 2015 die investigative Nachrichtengruppe RISE Moldova. Zur Sheriff-Gruppe gehört auch der FC Sheriff, der für eine große Überraschung sorgte, als er in der Champions League im September gegen Real Madrid gewann.

Auf viele Besucher wirkt der nicht anerkannte Staat Transnistrien wie ein Museum der Sowjetunion. Sowjetische Symbole sind allgegenwärtig. Auf der Flagge prangen Hammer und Sichel, in der Hauptstadt Tiraspol steht eine riesige Lenin-Statue, eine Büste des Sowjetführers steht vor dem Rathaus, dem Haus der Sowjets.

(APA/AFP/dpa)

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