Premiere

"Ein Sommernachtstraum" in Graz: Gags! Gags! Gags!

Karelly Lamprecht
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Markus Bothe betont in seiner Inszenierung von William Shakespeares Komödie das Possen-Reißen. Puck kriegt bei erdigen Späßen sogar von Oberon Konkurrenz. Die Pointen zünden.

Shakespeares „A Midsummer Night's Dream“ ist ein Sonderangebot. Das Publikum sieht vier Stücke zum Preis von einem: 1) Hochzeitsvorbereitungen des Athener Herzogs Theseus, der die Amazone Hippolyta mit Gewalt erobert hat. 2) Eheprobleme der Geisterherrscher Oberon und Titania, mit einer Fülle zauberhaften Schabernacks in der Feenwelt, verübt vom boshaften Elf Puck. 3) Wirren von Jungverliebten – eines der zwei Paare will einer Zwangsheirat entkommen, indem es in den Feenwald flüchtet und dort mit dem anderen Noch-nicht-Paar wegen Puck in irre Verwicklungen gerät. 4) Emsiges Bemühen von Handwerkern um Meister Squenz – in diesem Wald eine Tragödie, die traurige Geschichte von Pyramus und Thisbe, geborgt von Ovid, für die Fürstenhochzeit zu proben.

Shakespeare kostet die Sprache Schicht für Schicht in vollen Zügen aus. Zu hören ist Feierlich-Machtvolles am Fürsten- sowie Fantastisches am Feen-Hof. Unbeholfen gestelzt wirkt die Lyrik der Jungen, die erst im Finale – prosaischer – echte Gefühle vermitteln. Schließlich gibt es noch die atemberaubende Anarchie der Sätze, welche die „gewöhnlichen Leute“ herausschieben. Jede(r) kann sich irgendwann angesprochen fühlen, in diesem Meisterwerk der Differenzierung.

Taucherbrille auf vorm Drogenkonsum

Im Schauspielhaus Graz hat sich Markus Bothe dazu entschieden, dieses Stück (in der von ihm zu grob bearbeiteten Übersetzung Schlegels) durchwegs als reines Rüpelspiel zu inszenieren. Gags! Gags! Gags! Fertig ist „Ein Sommernachtstraum“. Bei ihm machen die hohen Herren Theseus und Oberon (beide von Mathias Lodd gespielt, Vera Bommer gibt ihre skeptischen Partnerinnen) im Possenreißen sogar dem Puck Konkurrenz. Und den hat Florian Köhler, im Kleidchen, mit zerrissenen Nylon-Strümpfen und silberner Pony-Perücke, köstlich überdreht. Da wird voll Gefühl für Slapstick mit Tränken und Kräutern hantiert. Taucherbrille auf, jetzt wird's gefährlich mit den Drogen! Köhler ist versiert im Platzieren von Pointen-Krachern. Auch die seltsamen Geräusche, welche die Drag-Clowns hier hervorbringen, reizen verlässlich zum Lachen.

Das Spiel beginnt mit einem Knalleffekt. Puck und ein Elf (Frieder Langenberger, auch als Squenz und in drei weiteren Rollen zu sehen) wursteln sich aus dem geschlossenen Vorhang raus, mimen an der Rampe umständlich, dass sie eine Lunte zünden, eine kleine Schachtel explodieren lassen. Es knallt tatsächlich, sie öffnen mühevoll den Vorhang. Dahinter stecken weitere Schachteln verschiedener Größe. Groß wie ein Haus ist die letzte. Wenn sie entzwei genommen wird, fließen Berge von türkisen Styropor-Bohnen hervor. Das ist die Feenwelt, aus der dann die Figuren auf-, in die sie auch untertauchen (Bühne Robert Schweer).

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