Siebenter WM-Titel

Snooker-Weltmeister heißt wieder Ronnie O'Sullivan

Ronnie O'Sullivan
Ronnie O'SullivanIMAGO/Xinhua
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Ronnie O'Sullivan besiegte im Finale seinen englischen Landsmann Judd Trump und egalisierte mit dem siebenten Titel den WM-Rekord.

Der sonst so kontrollierte Ronnie O'Sullivan verdrückte ein paar Tränen, dann feierte er den emotionalsten Moment seiner Snooker-Karriere mit seiner Familie. Für den Engländer mit dem Spitznamen "The Rocket" war es die perfekte Szenerie: Erst hatte er mit seinem siebenten WM-Titel im Crucible Theatre ein kleines Stück Snooker-Geschichte geschrieben und so mit Schottlands Legende Stephen Hendry gleichgezogen.

Dann durfte er den begehrten Silberpokal mit Vater Ronnie Senior, Sohn Ronnie Junior und Tochter Lily stolz dem Publikum präsentieren, das ihm minutenlang stehend applaudiert hatte. "Es war ein wunderschöner Moment, und ich freue mich riesig, ihn mit meiner Familie teilen zu können", sagte O'Sullivan, der neben seiner siebenten WM-Trophäe für eine weitere Bestmarke sorgte: Er ist nun der älteste Weltmeister in der Geschichte dieses Sports.

"Ich bin 46 und spiele gegen Akteure, die Anfang 20 sind. Sie treiben mich zu absoluten Höchstleistungen." In den 17 Tagen von Sheffield hat der alte und neue Weltranglistenerste aber mal wieder gezeigt, wer beim Snooker noch immer der Chef im Ring ist.

Lob des Gegners

Die Widersacher lobten O'Sullivan in den höchsten Tönen. "Wir alle sollten jede Sekunde genießen, die er hier ist. Er ist der unbestritten Größte aller Zeiten in unserem Spiel. Keine WM-Partie wurde wirklich eng", sagte der Nordire Mark Allen, der sich im direkten WM-Duell klar geschlagen geben musste. Auch Finalverlierer Judd Trump, der beim 13:18 mit Ende am Montagabend quasi chancenlos war, zollte seinem englischen Landsmann großen Respekt.

"Er wird einfach immer besser. Seine Hingabe ist großartig. Er war der beste Spieler dieses Turniers, mit Abstand. Ich habe noch versucht, ein Match draus zu machen", sagte Trump, für den der Titel 2019 der bisher einzige bleibt. Unmittelbar nach Match-Ende hatten sich die Finalrivalen fast zwei Minuten geherzt und einander zugeflüstert. O'Sullivan war beeindruckt, so einen Rivalen so deutlich besiegt zu haben. "Das ist vielleicht das großartigste Ergebnis, das ich jemals erzielt habe", sagte der Weltmeister.

Im Snooker gilt die sogenannte "Triple Crown" aus WM, Masters und UK Championship als das Maß der Dinge. Wer alle drei Turniere mindestens einmal gewinnt, gilt als einer der ganz Großen. Weniger als ein Dutzend Spieler haben das geschafft. O'Sullivan hat nun alle drei Turniere jeweils sieben Mal gewonnen.

"Ich bin so emotional wegen all dieser Anstrengungen. Ich habe niemals gedacht, dass das passiert", sagte O'Sullivan. Dass er nach 2001, 2004, 2008, 2012 und 2013 plötzlich auch 2020 und 2022 noch einmal zwei WM-Titel gewinnt, war nicht unbedingt abzusehen. In der Rangliste bleibt O'Sullivan vor Trump, Mark Selby (England) und dem Australier Neil Robertson ganz oben.

Robertson war vor allem über O'Sullivans Reaktion begeistert. "Wow, so habe ich @ronnieo147 noch nie gesehen. Atemberaubende Bilder", schrieb der Australier bei Twitter. Man könne sehen, was O'Sullivan die Einstellung des Hendry-Rekords bedeute. Der Schotte hatte über O'Sullivan - dessen Karriere von Suchtproblemen und Depressionen begleitet wurde - schon vor dessen Titel gesagt: Es sei "eine große Ehre für mich, die Zahl der WM-Trophäen mit ihm zu teilen. Er hat Snooker auf ein ganz neues Level gehoben."

Außerdem spielte O'Sullivan bei seiner 30. WM in Folge insgesamt 15 Centuries, also Breaks von 100 Punkten oder mehr, und erhöhte damit seine Rekordzahl in Sheffield auf 199.

(APA/dpa)

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