Ausstellung

Oberhubers Care-Paket für die Wiener Moderne

Angewandte Kunstsammlung
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Der ehemalige Angewandte-Rektor Oswald Oberhuber hinterließ der Universität eine teils spektakuläre Kunstsammlung. Eine feinnervige Ausstellung im Heiligenkreuzerhof zeigt jetzt deren radikale Mission und Aktualität.

In Ekel erstarrt heftet Mathilde Schönberg ihre Augen auf den „Aktensarg“, der ihr im Heiligenkreuzerhof in den Blick gestellt wurde. An dessen Stelle stand einst ihr Ehemann Arnold, als er sie 1910 derart entfremdet porträtierte (s. Abb.). In diesem Jahr war der Selbstmord ihres Geliebten, des Malers Richard Gerstl, zwei Jahre her. In diesem Jahr wagte sich der Komponist, der Mathilde mit aller (sozialer) Gewalt zu sich zurückgeholt hatte, ausgerechnet mit ihrem Porträt in breiterem Umfang in der Galerie Heller selbst als Maler in die Öffentlichkeit.

In diesem schauderhaften Porträt verdichtet sich also eine Erzählung der Abstraktion in der Wiener Moderne, künstlerisch wie musikalisch, vor einer privaten Tragödie. Es ist ein Herzstück, viel verliehen, der Kunstsammlung der Universität für angewandte Kunst, 1980 vom damaligen Rektor Oswald Oberhuber gegründet. Eine Ausstellung im Heiligenkreuzerhof zeigt jetzt die Mission auf, die Oberhuber mit seinen Ankäufen oder Schenkungen - Schönbergs Mathilde brachte um 1980 Hans Dichand ein - verfolgte: die verschütten Stimmen der nicht-linearen Wiener Moderne archäologisch freizulegen und zu bergen. Bewegt man sich durch diese von Cosima Rainer und Robert Müller teils unbequem spröde, aber außerordentlich feinnervig zusammengestellte Ausstellung, wird einem die intuitiv-wissenschaftliche Radikalität bewusst, mit der dieser umstrittene, 2020 verstorbene Künstler-Rektor, kulturpolitisch agierte.

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