Wie Joko und Klaas versuchen, ihre Zuschauer zu vertreiben

Joko Winterscheidt (l) und Klaas Heufer-Umlauf.
Joko Winterscheidt (l) und Klaas Heufer-Umlauf.APA/dpa/Daniel Karmann
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Zur besten Sendezeit standen die beiden Entertainer eine Viertelstunde lang wortlos in einer Schlange. Das Resultat: Gute Quoten und gespielte Empörung des Senders.

Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf haben bei ihrem neuesten Streich am Mittwoch versucht, ihr TV-Publikum vollständig zu verjagen. Nach einer kurzen Einleitung war den Rest der Viertelstunde zur besten Sendezeit das Duo zu sehen, wie es vor weißem Hintergrund wortlos in einer Schlange anstand. Dazu spielten die Moderatoren beunruhigende monotone Synthesizer-Musik ein und nutzten das Laufband, um das Programm der Konkurrenz anzupreisen.

In der Nacht sei ihnen ein Gedanke gekommen, sagte Joko zu Beginn: "Mit diesen 15 Minuten wollten wir unserem Arbeitgeber ProSieben maximal auf den Senkel gehen." Bescheuerte Ideen senden, Grenzen des Erwartbaren ausloten, das sei mal die Idee dahinter gewesen. Klaas: "Was ist passiert? Sie zuhause haben bei den 15 Minuten regelmäßig eingeschaltet und dieses werbefinanzierte Privatfernseh-Monster namens ProSieben hat sich auch noch bei uns bedankt." Oft habe der Sender das sogar "richtig gut" gefunden. "Das ist ein Skandal."

Es sei "allerhöchste Zeit, dass wir das ändern", sagte Klaas. "Deshalb haben wir uns vorgenommen, heute die Quote von ProSieben mit Ihrer Hilfe auf Null herunter zu petern. Maximaler Misserfolg für alle Beteiligten. Projekt 0,0 Prozent." Joko ergänzte: "Wir werden Sie heute anti-unterhalten und zwar indem wir Sie so extrem langweilen, bis auch die allerletzte Person abgeschaltet hat."

Gute Quoten

Und das Ergebnis? Im Schnitt 980.000 Menschen (3,9 Prozent) sahen zu. In der wichtigen Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen lag die Einschaltquote bei guten 13,7 Prozent. ProSieben nahm die Anarcho-Aktion "Projekt 0,0 Prozent" mit gespielter Empörung auf. "Dafür habt ihr gewonnen? DAFÜR? Uns fehlen die Worte", twitterte der Sender am Abend. Am Donnerstag schrieb ProSieben dann: "War gestern irgendwas? Wir erinnern uns an nichts."

Beim Schlange stehen warb übrigens ein Laufband am unteren Rand für die Konkurrenz: zum Beispiel für eine Umwelt-Doku auf 3sat, ein oscar-nominiertes Drama auf Arte, den "Wilsberg"-Krimi auf ZDFneo, die wieder erweckte RTL-Show "Der Preis ist heiß" oder die Netflix-Serie "Ozark". Dazwischen waren Verbrauchertipps zu lesen, wie man die Zeit besser nutzt: "Backblech stark verbrannt? Jetzt aufstehen, mit Natron oder Backpulver einweichen und einfach säubern." Ihre eigene Sendung beschimpften Joko und Klaas im Fließtext als "quotenlose Frechheit".

(APA/dpa)

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