Kinderlos für den Planeten. Die Angst vor der Klimakrise schreckt viele junge Menschen ab, noch Eltern zu werden. Ein Missverständnis.
Kinder sind laut und anstrengend. Sie rauben Zeit, Geld und Nerven. Doch das sind nicht die einzigen Gründe, warum sich zunehmend mehr junge Frauen und Männer entscheiden, keine eigenen Kinder zu bekommen. Ihnen geht es um das Wohlergehen des Planeten. Sie sorgen sich, ob ihre Töchter und Söhne noch ein lebenswertes Leben führen werden, oder sie die Klimakrise sogar weiter anheizen. „Wie kann ich nach allem, was die Menschen der Erde angetan haben, noch ein Kind in diese Welt setzen?“, fragen Mittzwanzigerinnen in einschlägigen Gruppen in den sozialen Medien und treten in den „Gebärstreik“. Die Logik dahinter ist simpel: Jeder Mensch mehr auf der Erde verbraucht mehr Ressourcen, häuft mehr Müll an und emittiert mehr Treibhausgase. Aber ist der Verzicht auf Kinder ein geeigneter Weg, um den Planeten zu retten?
Am Beginn des „Birthstrike Movement“ stand die Sängerin Blythe Pepino, die 2019 im BBC-Interview sagte: „Die Welt kollabiert, und das passiert jetzt. Ich bin so enttäuscht und mache mir solche Sorgen, dass ich beschlossen habe, keine Kinder in die Welt zu setzen.“ Es folgten Politiker, Sportler, Stars und Sternchen. Der Hype war perfekt.
Die grundsätzliche These ist nicht neu: Schon in den 1970er-Jahren warnte der Club of Rome in seinem Bericht „Die Grenzen des Wachstums“, dass die Ressourcen der Erde nicht ausreichen würden, um eine stetig wachsende Weltbevölkerung zu versorgen. „Wir sind einfach zu viele“, sagt Ernst Ulrich von Weizsäcker, Ex-Präsident des Club of Rome, zur „Presse am Sonntag“. Die Stabilisierung der Bevölkerung sei für die Zukunft des Planeten entscheidend.