Historisch

Ons Jabeur: Eine Tunesierin lässt Afrika träumen

WTA Masters 1000 - Madrid Open
WTA Masters 1000 - Madrid OpenREUTERS
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Ons Jabeur, 27, gewann als erste Araberin ein WTA-1000-Turnier. Der Madrid-Triumph soll der Top-7-Spielerin und Sandplatz-Spezialistin weiteren Auftrieb geben, vor allem im Hinblick auf den nahen Grand-Slam in Roland Garros.

Madrid. Die Tennis-Szene staunt beim Turnier in Madrid nicht nur über den spanischen Teenager Carlos Alcaraz, 19, der es als erster bei einem Sandplatz-Event geschafft hat, Rafael Nadal und Novak Djoković zu besiegen. Auch eine Tennisspielerin hat Historisches vollbracht und mit womöglich noch größerer Tragweite: die Tunesierin Ons Jabeur ist nicht nur die erste Spielerin aus einem arabischen Land, die in den Top 10 der WTA-Rangliste aufscheint, sondern jetzt auch die erste Spielerin aus Afrika, die ein WTA-1000-Turnier gewann.

Das Kunststück gelang der 27-Jährigen allerdings nicht ohne größeren Aufwand und Mühe. Sie besiegte die Amerikanerin Jessica Pegula mit 7:5, 0:6, 6:2. Der „Nuller“ im zweiten Satz kostete sie Nerven und Kraft, da war die Nervosität und Anspannung ob des nahen Momentums zu groß gewesen. Sie meisterte aber diese „Achterbahn der Gefühle“ und feierte ihren zwölften Sieg auf Sand in dieser Saison,. „Ich dachte, mein Herz springt mir aus der Brust.“

Dabei, mit Premieren hat Ons Jabeur (1,67 Meter groß) eigentlich Erfahrung. Sie war schon so oft die Erste. Im Vorjahr gewann sie das WTA-Turnier in Birmingham, da war sie schon als Pionierin gepriesen und bekannt geworden.

Grand-Slam-Sieg in Paris

Wenige Wochen später schaffte sie es, als Erste, bis ins Viertelfinale von Wimbledon. Seit Oktober strahlt sie in den Top 10 der Welt, heute wird sie die Liste auf Position sieben anzeigen. Erstmals.

Für Beobachter zeigt ihre Tendenz fortlaufend nach oben. manch einen erinnert sie gar ob ihres Spiels an die zurückgetretene Ashleigh Barty. Doch während die Rechtshänderin diesen Vergleich scheut, schließlich war sie noch nicht Nummer 1 oder hat einen Grand-Slam gewonnen, ist ihr eigentliches Ziel allseits bekannt.

Jabeur, die aus Ksar Hellal, Monastir, stammt und im Alter von drei Jahren unter Anleitung ihrer Mutter Samira das Tennisspielen lernte, will unbedingt ein Major-Event gewinnen. Als erste Araberin. Passend wäre Paris, auf der roten Asche von Roland Garros fühlt sie sich geborgen.

„Spiele für mich und Afrika“

Ihr Ehemann, Karim Kamoun, steht ihr zur Seite. Als Wegbegleiter und Fitnesstrainer, der Ablenkung einflechtet in durchgetaktete Tage voller Termine, Reisen und Trainings.

Dass freilich mit Erfolgen (zwei WTA-, elf ITF-Siege, 4,5 Mio. Dollar Preisgeld) auch Erwartungen und Begehrlichkeiten wach und größer werden, versteht sich von selbst. So schnell konnte Jabeur ihren Triumph gar nicht feiern, da nahmen Medienanfragen und Interviews schon Überhand. Mit Druck könne sie jedoch umgehen, wobei die Spielerin, die eine sehr direkte beidhändige Rückhand schlägt, dieses Phänomen nicht allein zu stemmen: „Ich spiele ja nicht nur für mich, sondern auch für mein Land, für die arabische Welt, für Afrika.“ Jabeur wolle andere motivieren, Botschafterin sein und anderen Mädchen helfen.

(fin)

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