In eine archaische Landschaft führt die erste Premiere der Wiener Festwochen: „Tumulus" verbindet Tanz und Gesang auf spannende Weise.
Wo sind wir hier? Die Bühne, zunächst dunkel, ist von einer grasbewachsenen Erhebung mit zwei Eingängen dominiert, die man, geleitet vom Stücktitel „Tumulus“, als Hügelgrab identifiziert. Eine archaische Stätte also, womöglich älter als Stonehenge. Und doch tun die tanzenden und singenden, schreitenden und kletternden Menschen auf der Bühne, als ob sie diese Stätte neu entdecken, besiedeln würden.
Ein Spiel der Wiederentdeckung des Alten? Das passt zur musikalischen Programmatik des Abends: Es geht zurück bis in die allerfrüheste Neuzeit, in die frühe Blütezeit der Polyfonie, zu Josquin Deprez und Jean Richafort, dessen Requiem auf Desprez das erste Stück des Abends ist. Musik, die uns durch üppige Harmonik Verdorbenen streng und keusch vorkommt. Und früh, morgendlich, was wohl daran liegt, dass wir stets neue Stimmen einsetzen hören.