Genetik

Scheinbar neutrale DNA-Mutationen sind doch nicht harmlos

Experimente an Hefe zeigen: Der genetische Code ist im Effekt weniger redundant, als man bisher glaubte. Das wird die genetische Forschung komplizieren.

Seit 1966 kennen wir den – im Wesentlichen für alles irdische Leben gültigen – genetischen Code: Er bestimmt, wie Gene (DNA-Sequenzen, die Erbinformation tragen) in Proteine (Moleküle, die diese Imformation ausführen) übersetzt werden. Jeweils ein Triplett von DNA-Basen steht für eine Aminosäure. Es gibt vier Basen, also 64 (4 hoch 3) mögliche Basen-Triplette. Aber es gibt 20 Aminosäuren, aus denen sich die Proteine zusammensetzen. Das heißt, dass der Code, wie die Informatiker sagen, redundant ist: Eine Aminosäure wird jeweils von mehreren Tripletten codiert. So stehen CUU, CUC, CUA, CUG, UUA und UUG alle für die Aminosäure Leucin.

Solche Redundanz kann, wie die Informatiker wissen, einen Vorteil haben: Sie bewirkt, dass manche Fehler sich nicht auswirken. Das sei auch beim genetischen Code so, dachten sich die Genetiker bis heute: Wenn etwa eine Mutation passiert, bei der im Triplett CUU das zweite U zu einer anderen Base (C, A oder G) wird, dann macht das nichts, das Triplett wird trotzdem in Leucin übersetzt. Das nennt man eine synonyme Mutation. Eine solche Mutation sei biologisch neutral, sollte man glauben. Denn es ist nur logisch, anzunehmen, dass sie keinen Nachteil (und auch keinen Vorteil) bringe. Schließlich verändert sie das Endresultat, das Protein, nicht. In diesem Sinn vernachlässigen die Genetiker meist solche synonyme Mutationen, wenn sie etwa nach der Ursache für eine Erbkrankheit suchen.

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