Mustang

Das letzte Aufbäumen

Mach schnell: US-Fahrkultur aus den Glory Days

(c) Die Presse/Clemens Fabry (Clemens Fabry)

Es ist heute vielleicht schwer vorstellbar, aber in den Sixties war der Mustang für ein paar Jahre das meistverkaufte Auto Amerikas. Ford war ein astreiner Bestseller geglückt; einer seiner Schöpfer, der Manager Lee Iacocca, der auch im Bildungswerk „Le Mans 1966“ (2019) vorkommt, wurde später als Chrysler-Boss endgültig zur Legende unter den US-Car-Guys.

Als der Mustang 1964 herauskam, war es ein hübsches, sportliches Coupé mit bravem Sechszylinder und freundlichem Preis. Der Erfolg auf dem Markt ließ eine Unmenge an Motorisierungen, Sondermodellen und Ausstattungsvarianten folgen, Motto: A Steed for Every Need („Ein Ross für jeden Reiter“). Der Racer und Tuning-Entrepreneur Carrol Shelby (ebenfalls im Film vertreten) steuerte mit dem GT 350 seine Go-faster-Expertise bei, eine andere Variante war der Mach 1 ab 1969, den man mit Sieben-Liter-V8 haben konnte. Originale Exemplare sind rar und sagenhaft wertvoll.

Das waren auch schon die großen Tage des Mustang, die nachkommenden Generationen wurden immer banaler und für Enthusiasten schließlich gänzlich irrelevant.
Umso feiner, dass wir heute mit einem würdigen Aufgebot die Heydays des Mustang feiern können. Alle Zutaten sind vorhanden: ein klingendes Signet aus der Klassik (Mach 1), ein großer V8 mit ansprechendem Klangbild, eigenhändiges Rühren im Getriebe, wer mag (Automatik optional, mit ZEHN Gängen). Natürlich wollen wir, denn das Arrangement hat längst Seltenheitswert: Saugmotor und Handschalter, wo gibt’s das noch? Und wie lange? Es sei erwähnt, dass die NoVA beim Mach 1 mit 35 Prozent aufschlägt.

(c) Die Presse/Clemens Fabry (Clemens Fabry)

Umso erstaunlicher, dass Ford nicht bloß einen flotten Poser, sondern ein kompetentes Vehikel für ernsthaftes Autofahren auf die Räder gestellt hat. Hauptattraktion ist naturgemäß nicht die Raffinesse in der Ausführung oder das Tricotronic-Display im Cockpit. Wobei sich die 1000-Watt-B&O-Anlage wirklich hören lassen kann. Nein, hier macht ein aufgeweckter, drehfreudiger Fünfliter-V8 Stimmung, und die knackige Sechsgangschaltung gibt den Auslauf am Drehzahlband vor. Im Städtischen reicht es, schnell in die Vierte zu kommen und bei Standgas dahinzutraben.

Auf für Galopp geeigneten Straßen zeigen sich ein solides, eher gutmütig ausgelegtes Fahrwerk, adäquate Bremsleistung und eine nicht messerscharf präzise, aber doch ausreichend genaue Lenkung. Sitzposition, Sound, der analoge Look der digitalen Instrumente, der Ausblick über die geschwellte Motorhaube: Man merkt, wie die Gestalter am Feeling des historischen Muscle Cars Maß genommen haben und es in ein heutiges Auto zu transferieren suchten. Das ist wunderbar gelungen – und sicherlich eine der letzten Gelegenheiten, sich US-Fahrkultur aus den Glory Days des gepflegten Benzinabfackelns in die Garage zu holen.

(c) Die Presse/Clemens Fabry (Clemens Fabry)
(c) Die Presse/Clemens Fabry (Clemens Fabry)

A Steed for Every Need

Ein Ross für jeden Reiter: Nach dem „Bullit“ ein weiteres schönes Sondermodell des Mustang: Ausstattung de luxe, elf PS mehr aus dem V8 gezogen, empfehlenswert die Option Handschalter.

Name: Ford Mustang Mach 1
Preis: 82.400 Euro
Motor: V8-Sauger-Otto, 5038 ccm
Leistung: 460 PS bei 7250/min
Gewicht: 1839 kg
Verbrauch: 12,5 l/100 km im Test

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