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Perspektiven

„Großer Respekt vor ukrainischen Mitarbeitenden“

Elisabeth Stadler, seit 2016 Vorstandsvorsitzende der Vienna Insurance Group: „Versicherungsgesellschaften leisten einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltig zukunftsorientierten und modernen Gesellschaft.“
Elisabeth Stadler, seit 2016 Vorstandsvorsitzende der Vienna Insurance Group: „Versicherungsgesellschaften leisten einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltig zukunftsorientierten und modernen Gesellschaft.“ (c) Philipp Lipiarski
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Interview. Welche Auswirkungen hat der Ukraine-Krieg? Ist die Pandemie überstanden? Und geht es noch ohne Nachhaltigkeit? Elisabeth Stadler, CEO der Vienna Insurance Group, bezieht Stellung zu den aktuellen Themen.

Frau Stadler, der Krieg mitten in Europa lässt wohl niemanden kalt Die Vienna Insurance Group ist auch in der Ukraine tätig. Inwieweit ist die VIG davon direkt ­betroffen?

Dass heute Menschen, auch in unserer Gruppe, einer Kriegsgefahr ausgesetzt sind und um Leib und Leben fürchten müssen, schmerzt mich sehr. Die Vienna Insurance Group ist seit 2004 in der Ukraine vertreten und hat dort drei Gesellschaften, die rund 100 Millionen Euro Prämienvolumen erwirtschaften. Im Verhältnis zum Gesamtprämienvolumen von 11 Milliarden Euro ist der Anteil gering. Auch wenn wir im Rahmen unserer Strategie die Ukraine als Markt mit überproportionalem Marktwachstum definiert haben, steht im Moment nicht der wirtschaftliche, sondern der menschliche Aspekt und die Lage für unsere rund 1.400 Mitarbeitenden im Vordergrund.
Wir haben unmittelbar nach Kriegsausbruch am 24. Februar innerhalb der VIG-Gruppe mit koordinierten Hilfs- und Unterstützungsaktionen, vor allem in den Nachbarstaaten zur Ukraine, begonnen. Unsere Gesellschaften haben Wohnungen für die Mitarbeitenden und deren Familienangehörige organisiert und ausgestattet. Mehr als 500 Personen konnten wir so unterbringen, auch in Österreich. Parallel unterstützen unsere Gesellschaften auch lokale und internationale Hilfsorganisationen. Die Solidarität innerhalb unserer Gruppe ist großartig.

Ist der Geschäftsbetrieb in der Ukraine eingestellt? Wann rechnen Sie wieder mit der Aufnahme des Versicherungsgeschäfts vor Ort?

So unglaublich das klingt, wir haben bereits wieder Geschäftsbetrieb – so gut es geht – in jenen Teilen, die mittlerweile nicht mehr so stark von den Kämpfen betroffen sind, zum Beispiel in Kiew. Dort haben unsere Gesellschaften auch ihren Sitz. Zu Kriegsbeginn wurden klarerweise alle Tätigkeiten eingestellt, aber unsere ukrainischen Kolleginnen und Kollegen sind sehr engagiert und wollen jetzt wieder soweit wie möglich den Geschäftsbetrieb aufrechterhalten. Selbst Mitarbeitende, die teils mit ihren Familienangehörigen geflüchtet sind, arbeiten von auswärts mit ihren Laptops und wollen für das Unternehmen und die Kundinnen und Kunden da sein. Wir haben bereits einige, die wieder nach Hause zurückgekehrt sind. Ich habe großen Respekt vor unseren ukrainischen Kolleginnen und Kollegen!

Die VIG hat dem Vernehmen nach auch einen eigenen Hilfsfond für die ukrainischen Gesellschaften eingerichtet hat. Was passiert ­damit?

Wir haben den „VIG Family Fund“ mit fünf Millionen Euro Basisdotierung initiiert. Unsere Gesellschaften und auch die Mitarbeitenden zahlen laufend in diesen Fonds ein. Mit dem Geld wollen wir betroffene Familien unserer ukrainischen Gesellschaften direkt für den Wiederaufbau zerstörter Wohnungen und Häuser sowie für kriegsbedingte persönliche Härtefälle unterstützen. So eröffnen wir schon jetzt Zukunftsperspektiven.

Was erwarten Sie angesichts der direkten und indirekten Auswirkungen des Krieges, der sich auch in steigenden Preisen und höherer Inflation bemerkbar macht, für das Geschäftsjahr 2022?

Wir müssen in unsere Überlegungen auch die indirekten Auswirkungen, wie die Volatilitäten auf den Kapitalmärkten und die Sanktionen gegen Russland miteinbeziehen. Und wir dürfen natürlich nicht vergessen, dass wir uns weiterhin inmitten einer Pandemie befinden, auch wenn wir deren Auswirkungen bisher gut meistern konnten. Insgesamt erwarten wir auf Grund unserer Kapitalstärke, der breiten Diversität und unseren seit Jahren konsequent gesetzten Optimierungsmaßnahmen eine weiterhin positive operative Performance für 2022.

Stichwort Pandemie, würden Sie diese für die Region Zentral- und Osteuropa, in der die VIG hauptsächlich tätig ist, als überstanden bezeichnen?

Die Pandemie für beendet zu erklären überlasse ich lieber der WHO. Die Einflüsse der Pandemie auf unser operatives Geschäft waren zum Jahresende 2021 in der CEE-Region weitgehend überwunden. Als VIG-Gruppe waren wir schon mit dem ersten Halbjahr 2021 wieder auf dem Vorkrisenniveau.

Nun hat natürlich der Ukraine-Krieg die Aussichten wieder eingetrübt. In unseren Versicherungsgesellschaften haben sich in der Pandemie unsere Digitalisierungsinitiativen der vergangenen Jahre bezahlt gemacht. Sie haben es uns ermöglicht, unsere Kundinnen und Kunden trotz geschlossener Geschäftsstellen in den ersten strengen Lockdowns zu servicieren. Unsere digitalen Services bauen wir jetzt weiter aus. Wir sehen aber einen hybriden Vertrieb als die Zukunft, also eine Mischung aus persönlichem und digitalem Kontakt.

Wo liegen darüber hinaus die Schwerpunkte der Gruppe für die nächsten Jahre?

Wir haben mit „VIG 25“ ein laufendes Strategieprogramm bis 2025, in dem wir Aktivitäten planen, die uns zukunftsfit halten und zur Stärkung unserer finanziellen Stabilität und Profitabilität beitragen. Darin haben wir drei Gruppenziele definiert: Den Ausbau unserer führenden Marktposition in CEE, die Schaffung von nachhaltigem Wert durch Erreichung spezifischer Kennzahlen und die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen.

Die VIG-Gruppe ist bereits heute Marktführer in der Region CEE, wo ­sehen Sie da noch Wachstums­perspektiven?

Wir haben unseren Kernmarkt mit 20 Ländern in der CEE-Region definiert, in denen wir vertreten sind, und wollen dort bis Ende 2025 in allen Märkten zumindest unter den Top 3 sein. Derzeit sind wir das bereits in rund 60 Prozent unserer Märkte. Vor kurzem haben wir nach dem Erwerb von Gesellschaften der niederländischen Aegon-Gruppe die Marktführerschaft in Ungarn übernommen. Generell sehen wir noch enormes Wachstumspotential in diesen Märkten. Die Menschen in dieser Region investieren im Schnitt ein Zehntel jenes Betrages für Versicherungen wie in Österreich.

Folgen Sie durch die Betonung der Nachhaltigkeit dem allgemeinen Trend?

Nachhaltigkeit ist kein Trend, sondern gekommen, um zu bleiben. Nachhaltigkeit spielt bei allen Investitionen in ganz Europa eine wichtige Rolle. Strategische Überlegungen werden davon deutlich beeinflusst. Kunden und Investoren achten zunehmend genau darauf, ob Unternehmen in diesem Bereich aktiv sind oder nicht. Das gilt auch für die Versicherungsbranche. Versicherungsgesellschaften sind wichtige Kapitalgeber für die Volkswirtschaften und sorgen dafür, dass die Wirtschaft und damit auch die Gesellschaft floriert. Sie leisten daher einen bedeutenden Beitrag zu einer nachhaltig zukunftsorientierten und modernen Gesellschaft. Dazu benötigen wir auch eine sozial und ökologisch intakte Umwelt. Denn in einer kaputten Welt wird niemand wirtschaftlich erfolgreich sein.

Vienna Insurance Group

Die Vienna Insurance Group (VIG) ist die führende Versicherungsgruppe sowohl in Österreich als auch in der Gesamtregion Zentral- und Osteuropa (CEE). Rund 50 Versicherungsgesellschaften in 30 Ländern bilden eine Gruppe mit langer Tradition, starken Marken und hoher Kundennähe. Die mehr als 25.000 Mitarbeiter der VIG kümmern sich tagtäglich um die Bedürfnisse von mehr als 22 Millionen Kunden.

Die VIG-Aktie notiert seit 1994 an der Wiener Börse. Die VIG-Gruppe weist ein „A+“-Rating mit stabilem Ausblick der international anerkannten Ratingagentur Standard & Poor‘s aus. Die VIG kooperiert eng mit der Erste Group, der größten Retailbank in Zentral- und Osteuropa.

Prämienvolumen 2021: 11 Milliarden Euro
Gewinn vor Steuern 2021: 511 Millionen Euro

www.vig.com

Information

Die Seiten „Perspektiven“ ­beruhen auf einer Medienkooperation mit der „Presse“ und sind mit finanzieller Unterstützung der Vienna Insurance Group (VIG) entstanden.

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