Was ist wichtiger in der Oper: Der Text oder die Musik? In Richard Strauss' so intellektuellem wie emotionalem Werk „Capriccio“ über diesen Wettstreit siegen die Töne.
Aus dem Orchestergraben der Staatsoper steigt der dünne Klang eines Streichsextetts langsam bis hoch zur Galerie. Streikt das Orchester? Wütet schon die Sommerwelle? Oder unterhalten die Musiker spontan ein eingesperrtes Publikum mit Kammermusik wie in der Terrornacht? Nein, statt einer Ouvertüre sorgte Richard Strauss mit diesem Sextett in seiner letzten Oper „Capriccio“ – die nun in einer musikalischen Neueinstudierung präsentiert wurde – für Salonstimmung und entführte das Publikum in das Schloss einer Gräfin bei Paris ins 18. Jahrhundert.