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Stehen Anleihen wieder im Fokus?

Mögliche Ereignisse werden am Finanzmarkt bereits vorweg gehandelt – dadurch bieten Anleihen gute Chancen.
Mögliche Ereignisse werden am Finanzmarkt bereits vorweg gehandelt – dadurch bieten Anleihen gute Chancen.(c) REUTERS (Adrees Latif)
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Um die Inflation zu bekämpfen, heben immer mehr Notenbanken die Zinsen an. Das nährt aber auch Rezessionsängste. Ein Umstand, der Anleihen neuen Schwung verpassen kann.

Wien. Die Zinswende geht an den globalen Finanzmärkten an keiner Anlagenklasse spurlos vorbei. Auf der Aktienseite wurden vor allem Wachstumstitel von der Entwicklung getroffen. Deren künftig erwartete Gewinne schmälern sich angesichts höherer Zinsen aus heutiger Sicht zunehmend. Auch der Blick auf die Preisentwicklungen bei Gold und Kryptowährungen ist wenig erfreulich. Mit beiden Investments lukrieren Anleger keine Zinsen, im Gegensatz zu einer Veranlagung in Anleihen, weshalb seit dem allmählichen Ende der lockeren Geldpolitik größere Kursverluste bei diesen beiden Anlageklassen die Folge waren. Und selbst Anleihen hatten zuletzt an Wert verloren.

Aufgrund der Zinswende trennten sich immer mehr Anleger nämlich von bestehenden Bondbeständen. Sie sind geringer verzinst als neue Papiere, die nach der Wende begeben werden, und damit weniger lukrativ. Dafür sind aufgrund der Kursverluste aber deren Renditen gestiegen. Denn die Papiere sind nun günstiger zu kaufen. Für besonders große Schlagzeilen hatte in der Eurozone der Auftrieb bei den Renditen zehnjähriger deutscher Bundesanleihen gesorgt, die noch vor wenigen Monaten im Minus notierten. Die Papiere rentierten zuletzt bei rund 1,37 Prozent. Auch in den USA haben die Renditen aufgrund der Kursverluste zugelegt. Die Renditen zehnjähriger Treasuries lagen zuletzt bei gut drei Prozent.

USA hat die höhere Inflation

Schließlich hat die Teuerungsrate jenseits des Atlantiks zuletzt kräftiger zugelegt als in der Eurozone. Allein im Mai erreichte die Jahresinflationsrate 8,6 Prozent. US-Notenbankchef Jerome Powell räumte offen ein, man habe die Aufwärtsdynamik ein gutes Stück unterschätzt. Bei der jüngsten FED-Sitzung Mitte Juni wurde der Leitsatz deshalb um gleich 0,75 Prozentpunkte auf eine Spanne von 1,50 bis 1,75 Prozent kräftig nach oben geschraubt. Das war zugleich die stärkste Anhebung seit dem Jahr 1994. Wie geht es nun weiter?

„US-Notenbankchef Powell ließ zuletzt durchblicken, dass die kommende Sitzung im Juli einen Zinsschritt in gleicher Höhe bringen könnte, falls die weitere Inflationsentwicklung dies nahelegt“, konstatiert Elmar Völker, Senior Fixed Income Analyst beim deutschen Bankinstitut LBBW.

Völker sagt auch, dass die neuen Fed-Leitzinsprojektionen per Jahresende zudem Leitzinsniveaus oberhalb der Marke von drei Prozent anvisierten. Doch solch ambitioniertes Vorgehen mittels Zinsanhebungen gegen die aufkeimende Inflation nähren auch zunehmend Sorgen vor einer allmählichen Konjunkturverlangsamung. Schließlich verteuern sich damit Kredite. Das könnte ambitionierte Wachstumspläne zahlreicher Firmen auf den Kopf stellen.

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