Muzicant: "Strache will Persilschein"

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Muzikant: "Strache will Persilschein"(c) APA/HERBERT PFARRHOFER (Herbert Pfarrhofer)
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Der FPÖ-Chef nimmt an einer "Antiterror-Tagung" in Israel teil. Heinz-Christian Strache erklärt, von lokalen Politikern eingeladen worden zu sein. Das offizielle Israel dürfte ihn nicht empfangen.

Wien/Jerusalem. Wenn FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache nach Israel reist, dann ist ihm die Aufmerksamkeit sicher. Er habe die Einladung von israelischen Rechtspolitikern zu einer Tagung in der Stadt Ashkelon angenommen, erklärte Strache. Dort soll über Strategien gegen den islamischen Terror beraten werden.

Allzu prominent dürften die Politiker, die Strache eingeladen haben, aber nicht sein. Vom offiziellen Israel werde der FPÖ-Chef nämlich sicher nicht empfangen, betont Ariel Muzicant, Präsident der israelitischen Kultusgemeinde in Wien. Kein Abgeordneter werde mit Strache sprechen, das habe ihm der israelische Botschafter versichert, sagt Muzicant im Gespräch mit der „Presse".

Der FPÖ-Gemeinderat David Lasar, ebenfalls mit in Israel, sagte der „Presse", Strache sei vom Bürgermeister von Ashkelon eingeladen worden. Zudem habe man Politiker der rechten Likud-Partei getroffen.

Und was hält Muzicant davon, dass Strache überhaupt nach Israel reist? „Ich habe kein Problem damit, ich finde das interessant", meint der Präsident der Kultusgemeinde. Die Frage sei nur, was der FPÖ-Politiker mit seiner Reise bezwecke. Wenn es tatsächlich um die Verurteilung islamischen Terrors gehe, „hat er meine volle Unterstützung", so Muzicant. Allerdings werde Strache wohl aus ganz anderen Motiven nach Israel gereist sein. Der FPÖ-Obmann wolle sich nur einen „Persilschein" abholen, glaubt der Chef der Kultusgemeinde: „Das sieht doch ein Blinder mit Krückstock".

Heute, Dienstag, will Strache zusammen mit Vertretern anderer Rechtsparteien eine „Jerusalemer Erklärung" abgeben. Das bestätigte der freiheitliche EU-Abgeordnete Andreas Mölzer der Austria Presse Agentur (APA). Mölzer nimmt ebenso an der Israel-Reise teil Lasar und der ehemalige Volksanwalt Hilmar Kabas.

Mit dabei sind aber auch Philip Dewinter vom flämischen Vlaams Belang, Rene Stadtkewitz, Ex-CDU-Politiker und Mitbegründer der rechten deutschen „Die Freiheit", und Kent Ekeroth von den nationalen schwedischen Demokraten.

Strache selbst bezeichnete seinen Besuch in Israel als „ein wichtiges Zeichen". Er pflege seit vielen Jahren freundschaftliche Beziehungen zu Vertretern Israels. Überdies erklärte der FPÖ-Obmann, er habe viele Gemeinsamkeiten mit dem „Patrioten und Burschenschafter Theodor Herzl".

Strache: „Verantwortung für Israel"

In einer Rede am akademischen College Ashkelon ging Strache laut einem Bericht der „Kronen Zeitung" auf die besonderen Beziehungen zu Israel ein: „Wir tragen eine besondere Verantwortung für dieses blühende Land. Es wurde von Menschen aufgebaut, die aus Europa kommen, manche freiwillig, die meisten aber auf der Flucht vor der Naziverfolgung". Strache betonte überdies das Existenzrecht Israels, das sich „einer islamischen Terrorbedrohung ausgesetzt sieht, die mitten ins Herz unserer Gesellschaft zielt".

In der von Strache mitformulierten Jerusalemer Erklärung soll es heißen: „Wir haben die totalitären Systeme wie Faschismus, Nationalsozialismus und Kommunismus überwunden. Jetzt stehen wir vor der neuen Bedrohung des fundamentalistischen Islamismus - und wir werden Teil sein des weltweiten Kampfes der Verteidiger von Demokratie und Menschenrechten."

Mölzer erklärte zudem, dass der Besuch auch dazu diene, sich über die Probleme mit der Westbank und die Siedlungsproblematik zu informieren. Am Montag besuchte die Delegation europäischer Rechtspolitiker jüdische Siedlungen im Westjordanland, weiters standen auch eine Visite der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem sowie der Knesset, dem Parlament Israels, auf dem Programm.
Das offizielle Israel hatte sich hingegen auch in der Vergangenheit sehr distanziert zur FPÖ gezeigt. Im Jahr 2000 zog Israel aus Protest gegen den Eintritt der damaligen Haider-FPÖ in die Regierung sogar den Botschafter aus Wien ab. Erst Ende 2003 entsandte Israel wieder einen Botschafter.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 7. Dezember 2010)

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