Großer Österreichischer Staatspreis geht an Autorin Anna Baar

BACHMANN-PREIS: ´46. TAGE DER DEUTSCHSPRACHIGEN LITERATUR´ - ANNA BAAR
BACHMANN-PREIS: ´46. TAGE DER DEUTSCHSPRACHIGEN LITERATUR´ - ANNA BAAR(c) APA (GERT EGGENBERGER)
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Anna Baar ist für ihre vielstimmigen Textformate bekannt. Der Staatspreis ist mit 30.000 Euro dotiert.

Die Autorin Anna Baar erhält den mit 30.000 Euro dotierten Großen Österreichischen Staatspreis 2022. Dies gab Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) am Donnerstag bekannt. Der Staatspreis wird jährlich auf Vorschlag des Kunstsenats vergeben und gilt als die höchste Kulturauszeichnung der Republik. Die 49-jährige Baar folgt damit der bildenden Künstlerin Martha Jungwirth nach, welche die Ehrung im Vorjahr erhalten hatte.

Baar, geboren am 25. Mai 1973 in Zagreb, wuchs zweisprachig in Wien und Klagenfurt auf und studierte zunächst Medizin, was sie jedoch alsbald abbrach. Es folgte ein Studium der Slawistik, Publizistik, Theaterwissenschaft und Medienarbeit, dem sich nach der Promotion 2008 dann die Tätigkeit als Autorin anschloss.

Die breite Öffentlichkeit wurde erstmals 2015 auf Baar aufmerksam. Damals las die junge Autorin Auszüge aus ihrem später veröffentlichten Debütroman "Die Farbe des Granatapfels" über ein Kind zwischen zwei Kulturen beim Ingeborg-Bachman-Preis. Und zum Bachmann-Preis kehrte sie heuer zurück - mit der traditionellen "Klagenfurter Rede zur Literatur", die sie zum Auftakt des Lesereigens unter das Motto "Die Wahrheit ist eine Zumutung" stellte.

Zuvor hatte Baar 2017 mit dem Roman "Als ob sie träumend gingen" über die Lebensgeschichte eines Kriegshelden den Theodor-Körner-Preis erhalten. Und auch ihr jüngster Roman "Nil", der im Vorjahr veröffentlicht wurde und in scharfen Sprachbildern einen Selbstfindungsprozess schildert, schaffte es auf die Shortlist für den Österreichischen Buchpreis.

"Anna Baar glaubt an die Kraft der Literatur. Sie ist eine Autorin, die uns mit den Zumutungen der Wahrheit konfrontiert und die es versteht, denen, die nicht gehört werden, eine Stimme zu geben", würdigte Staatssekretärin Mayer die Preisträgerin. "Anna Baar ist eine unverwechselbare Stimme auf die Bühne der Gegenwartsliteratur." Sie beherrsche als Sprachkünstlerin auch im digitalen Zeitalter die Fähigkeit, authentische Erfahrungen und Erkenntnisse über die Gegenwart zu vermitteln.

Auch der Österreichische Kunstsenat, auf dessen Vorschlag hin Baar nun zur Staatspreisträgerin gekürt wurde, lobte in einer Stellungnahme das hohe Sprachgefühl der Autorin: "Ihre wie Musikstücke komponierten Texte, die voll sprachlicher Schönheit sind und sich immer wieder in beklemmende kafkaeske Abgründe des Albtraums begeben, thematisieren auf ungewöhnliche Art und Weise das Verhältnis zwischen Realität und Fiktion."

Die Auszeichnung

Der Große Österreichische Staatspreis wurde 1950 geschaffen und wird auf Vorschlag des Österreichischen Kunstsenats ohne festgelegtes Rotationsprinzip innerhalb der Sparten Literatur, Musik, bildende Kunst und Architektur für ein künstlerisches Lebenswerk vergeben. Seit 1971 wird der Preis, der zuvor jährlich in mehreren Sparten vergeben werden konnte, nur noch in einer Kategorie pro Jahr vergeben. Dotiert ist die Auszeichnung mit 30.000 Euro.

Im Folgenden die Trägerinnen und Träger des Großen Österreichischen Staatspreises seit 1950, geordnet nach Sparten:

LITERATUR:

  • 1950 Josef Leitgeb
  • 1951 Felix Braun
  • 1952 Martina Wied
  • 1953 Rudolf Henz
  • 1954 Max Mell
  • 1955 Franz Theodor Csokor
  • 1956 Franz Nabl
  • 1957 Heimito von Doderer/Franz Karl Ginzkey
  • 1958 Imma von Bodmershof
  • 1959 Carl Zuckmayer
  • 1961 Albert Paris Gütersloh/Alexander Lernet-Holenia
  • 1962 George Saiko
  • 1963 Kurt Frieberger
  • 1964 Johannes Urzidil
  • 1966 Fritz Hochwälder
  • 1967 Elias Canetti
  • 1968 Ingeborg Bachmann
  • 1969 Christine Busta
  • 1970 Christine Lavant
  • 1972 Friedrich Heer
  • 1974 Hans Carl Artmann
  • 1977 Manes Sperber
  • 1979 Friedrich Torberg
  • 1982 Friederike Mayröcker
  • 1984 Ernst Jandl
  • 1987 Peter Handke
  • 1989 Oswald Wiener
  • 1991 Gerhard Rühm
  • 1994 Wolfgang Bauer
  • 1995 Ilse Aichinger
  • 1998 Andreas Okopenko
  • 2001 Gert Jonke
  • 2007 Josef Winkler
  • 2012 Peter Waterhouse
  • 2016 Gerhard Roth
  • 2018 Florjan Lipus
  • 2022 Anna Baar

MUSIK:

  • 1950 Joseph Marx
  • 1951 Egon Kornauth
  • 1953 Johann Nepomuk David
  • 1955 Josef Matthias Hauer
  • 1956 Hans Erich Apostel/Otto Siegl
  • 1957 Hans Gal
  • 1959 Theodor Berger/Alfred Uhl
  • 1961 Egon Wellesz
  • 1963 Ernst Krenek
  • 1965 Gottfried von Einem
  • 1966 Hanns Jelinek
  • 1967 Karl Schiske
  • 1968 Erich Marckhl
  • 1969 Anton Heiller
  • 1970 Marcel Rubin
  • 1976 Cesar Bresgen
  • 1981 Roman Haubenstock-Ramati
  • 1986 Friedrich Cerha
  • 1990 György Ligeti
  • 1992 Kurt Schwertsik
  • 2002 H. K. Gruber
  • 2006 Georg Friedrich Haas
  • 2010 Olga Neuwirth
  • 2014 Beat Furrer
  • 2019 Thomas Larcher

BILDENDE KUNST:

  • 1951 Alfred Kubin
  • 1952 Albrecht Paris Gütersloh
  • 1954 Herbert Boeckl
  • 1955 Oskar Kokoschka/Fritz Wotruba
  • 1956 Alfred Wickenburg
  • 1957 Karl Sterrer
  • 1958 Toni Schneider-Manzell
  • 1960 Max Weiler/Ferdinand Kitt
  • 1962 Josef Dobrowsky
  • 1963 Arnold Jakob Clementschitsch
  • 1965 Sergius Pauser
  • 1966 Hans Fronius
  • 1968 Kurt Moldovan
  • 1969 Rudolf Hoflehner
  • 1973 Joannis Avramidis
  • 1978 Arnulf Rainer
  • 1980 Friedensreich Hundertwasser
  • 1985 Walter Pichler
  • 1988 Maria Lassnig
  • 1993 Bruno Gironcoli
  • 1996 Günter Brus
  • 1997 Christian Ludwig Attersee
  • 2003 Siegfried Anzinger
  • 2005 Hermann Nitsch
  • 2008 Karl Prantl
  • 2009 Brigitte Kowanz
  • 2013 Erwin Wurm
  • 2017 Renate Bertlmann
  • 2021 Martha Jungwirth

ARCHITEKTUR:

  • 1950 Josef Hoffmann
  • 1953 Clemens Holzmeister
  • 1954 Max Fellerer
  • 1958 Erich Boltenstern
  • 1962 Roland Rainer
  • 1965 Josef Frank
  • 1967 Franz Schuster
  • 1971 Gustav Peichl
  • 1975 Karl Schwanzer
  • 1983 Hans Hollein
  • 1999 Coop Himmelb(l)au - Wolf D. Prix, Helmut Swiczinsky
  • 2000 Wilhelm Holzbauer
  • 2004 Günther Domenig
  • 2011 Heinz Tesar
  • 2015 Delugan Meissl
  • 2020 Laurids und Manfred Ortner

(APA)

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