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Eklat zwischen Kroatien und Serbien wegen Jasenovac-Besuch

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Serbiens Präsident Vučić plante einen Privatbesuch in der kroatischen Gedenkstätte ohne offizielle Anmeldung in Zagreb. Kroatien verweigerte ihm die Einreise.

Zwischen Kroatien und Serbien ist ein Eklat ausgebrochen, nachdem Zagreb dem serbischen Präsidenten Aleksandar Vučić eine unangemeldete Einreise ins Land verweigert hat. Vučić plante am Sonntag einen privaten Besuch der Gedenkstätte des Vernichtungslagers Jasenovac, über den kroatische Behörden offiziell nicht informiert wurden. Die Außenministerien in Zagreb und Belgrad reagierten mit Protestnoten, berichteten kroatische Medien.

Der kroatische Außenminister Davor Grlić Radman sprach am Sonntag von einer Provokation Serbiens. Es sei inakzeptabel, dass Kroatien über den Besuch nicht informiert worden sei, kritisierte er. "Das Protokoll wurde verletzt", so der Minister. "Der Präsident eines Landes ist eine geschützte Person, und seine Ankunft erfordert die Einbeziehung von kroatischen Behörden", sagte er.

Diplomatische Kanäle

Das kroatische Außenamt, das am Freitagnachmittag mit einer Protestnote reagierte, erinnerte Belgrad daran, dass jeder Besuch eines hohen ausländischen Beamten von beiden Seiten koordiniert werden müsse. Es betonte weiter, dass der Besuch eines hohen ausländischen Vertreters in der Gedenkstätte Jasenovac nicht von privater Natur sein könne und es über übliche diplomatische Kanäle vereinbart werden müsse. Zagreb wurde über inoffizielle Kanäle über die Absichten des serbischen Präsidenten informiert. Laut Medien soll der kroatische Parlamentsabgeordnete und Serbenvertreter Milorad Pupovac die Regierung benachrichtigt haben, was der Außenminister weder bestätigte noch dementierte.

Serbien konterte mit einer eigenen Protestnote. Die Geschäftsträgerin der kroatischen Botschaft in Belgrad lehnte es jedoch ab, sie entgegennehmen, sagte Grlić Radman. In der Note, die von serbischen Medien veröffentlicht und von kroatischen Medien übernommen wurde, zeigte sich Belgrad "schockiert über die rechtswidrige, antieuropäische und antizivilisatorische Entscheidung" des kroatischen Außenamtes.

Politisches Motiv?

Belgrad erklärte, dass Vučić die Absicht hatte, an jenem Ort, an dem Hunderttausende Serben während des Zweiten Weltkriegs getötet wurden, Blumen niederzulegen und eine Kerze anzuzünden. Der kroatische Außenminister betonte vor Journalisten, dass Zagreb den Besuch nicht als wohlgemeint und nicht als Tribut an die Opfer empfinde, sondern als politisch motiviert vor der Bildung der neuen serbischen Regierung sehe. "Die Opfer sind hier die Mittel, nicht das Ziel", so Grlić Radman.

Serbische Politiker reagierten laut kroatischen Medien mit heftiger Kritik. Serbiens Außenminister Nikola Selaković bezeichnete die Entscheidung der kroatischen Regierung, Vučić keinen Privatbesuch in Jesenovac zu gestatten, als "erschreckend" und kündigte mögliche Gegenmaßnahmen an. Regierungschefin Ana Brnabić sprach von dem größten Skandal der modernen Geschichte in Beziehungen zwischen den beiden Ländern.

(APA)

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