Literatur

Aufgewachsen unter Gorbatschow

Zwischen Datscha und Familientragödie: In ihrem Debüt erzählt Kristina Gorcheva-Newberry von der Sowjetunion der Ära Gorbatschow und davon, wie sich stets die Vergangenheit in der Gegenwart spiegelt.

Schade, dass der C.H.Beck-Verlag sich nicht getraut hat, näher am Originaltitel zu bleiben: „The Orchard“ heißt die US-amerikanische Ausgabe des Debütromans von Kristina Gorcheva-Newberry, der vom Erwachsenwerden in Gorbatschows Sowjetunion handelt – und das hat seinen Grund.

In einem von Anton Tschechows bekanntesten Stücken muss eine verarmte Adelige um die Wende ins 20. Jahrhundert ihr Anwesen mit dem wunderschönen, titelgebenden Kirschgarten verkaufen; es ist der zu Geld gekommene ehemalige Leibeigene Lopachin, der in das Grundstück investieren und darauf Datschen errichten möchte, Wochenendhäuser für erholungsbedürftige Städter. Die „Datscha“ ist wohl eines der russischen Kulturgüter, die auch außerhalb des Landes mit Bedeutung aufgeladen sind. Sowjetische Städter nutzten sie vor allem, um Obst und Gemüse zu ziehen, in fantasievollen Varianten haltbar zu machen und damit ihre Existenz abzusichern; auch im Leben der Hauptfiguren in Kristina Gorcheva-Newberrys Roman ist die Datscha Ort magischer Kindheitssommer.

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