Burgenland

"Todesstoß": Grüne warnen vor Folgen einer Zuleitung zum Neusiedler See

APA/NINA KORNBERGER
  • Drucken

Das Land Burgenland plant, Wasser aus der Moson-Donau in den Steppensee fließen zu lassen. Das könnte den See allerdings zusätzlich gefährden, sagen die burgenländischen Grünen.

Die burgenländischen Grünen haben am Mittwoch vor den Auswirkungen einer künstlichen Wasserzufuhr zum Neusiedler See gewarnt. Das Land will Wasser aus der ungarischen Moson-Donau in den Steppensee leiten. Dies würde jedoch das natürliche System aus dem Gleichgewicht bringen und den See dadurch noch zusätzlich gefährden, meinte Landtagsabgeordneter Wolfgang Spitzmüller bei einer Pressekonferenz: "Mit der Zuleitung würde man ihm wahrscheinlich sogar den Todesstoß versetzen."

Der Neusiedler See mit seinem leichten Salzgehalt brauche Schwankungen bei der Wasserhöhe, weil er durch diese mit neuem Salz versorgt werde, das unter anderem durch Verdunstung verloren gehe. Der Salzgehalt sorge dafür, dass der Steppensee trüb ist. "Wenn wir hier Wasser hineinleeren, das dafür nicht geeignet ist - und dessen sind wir uns sicher -, dann ist die Gefahr, dass der See die Trübung verliert und den Salzgehalt", betonte Spitzmüller. Das würde zu Algenwachstum und der Ansiedelung von Wasserpflanzen führen.

See könnte schneller austrocknen

Letztlich könne es sogar sein, dass die Zuleitung dazu führe, dass der See schneller austrocknet - "weil das System komplett kippt und das Wasser dann schneller weg ist, als wir uns das heute vorstellen können. Das ist ein vielfältiges System und je mehr wir daran herumbasteln, desto eher besteht die Gefahr, dass wir es verlieren", sagte Spitzmüller.

Klubobfrau Regina Petrik kritisierte, dass die Machbarkeitsstudie des Landes zur Zuleitung die wasserwirtschaftliche Perspektive behandle, aber keine gewässerökologischen Aspekte. Auch dazu brauche es eine Studie, meinte sie. Als Maßnahme gegen die Austrocknung schlug Petrik vor, das überschüssige Regenwasser der umliegenden Gemeinden zu sammeln und in den See zu leiten. Immerhin nähre sich dieser natürlich aus Regenwasser. Außerdem seien eine Neuorientierung in der Landwirtschaft und ein neues Tourismuskonzept notwendig, so die Klubobfrau. Eine Zuleitung ins Grundwasser befürworten die Grünen.

„Panikmache": Kritik von SPÖ und FPÖ

Für die SPÖ greifen die Vorschläge der Grünen zu kurz. Ohne eine zusätzliche Wasserzufuhr werde es in Hinblick auf den Klimawandel nicht möglich sein, eine ausgeglichene Bilanz im Seewinkel zu erreichen, betonte Natur- und Umweltschutzsprecher Erwin Preiner. Ein Gutachten habe ergeben, dass das Wasser aus der Moson-Donau sehr wohl geeignet und eine Zuleitung unter bestimmten Bedingungen und bis zu einem gewissen Ausmaß möglich sei.

FPÖ-Landesparteisekretär Christian Ries warf den Grünen "Panikmache" vor. "Fakt ist, dass der See in absehbarer Zeit verschwinden wird, wenn neben der Wulka nicht noch mit der Moson-Donau ein zweiter Zufluss geschaffen wird, der durch regulierte Zuleitung den See am Leben erhält", meinte Ries. Einen Austrocknen des Sees könne man sich nicht leisten - weder wirtschaftlich noch landwirtschaftlich.

Jüngste Regenfälle haben See nicht genützt

Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf nahm am Mittwoch, ähnlich wie zuvor Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (beide SPÖ), die Landwirte in die Pflicht und forderte einen Paradigmenwechsel bei der Bewässerung. Das Ziel müsse sein, das Grundwasser zu schützen, Wasser in der Landschaft zu halten, wassersparende Anbaumethoden zu entwickeln und insgesamt die Landwirtschaft besser an das Klima anzupassen, betonte Eisenkopf. Sie fordert vom Bund eine Förderung für moderne und effiziente Bewässerungssysteme.

Die Regenfälle der vergangenen Tage haben dem Wasserstand im Neusiedler See jedenfalls noch nicht wirklich genützt. Dieser lag am Mittwoch weiterhin bei 115,00 Meter über Adria - und damit am tiefsten Wert seit Beginn der Aufzeichnungen 1965. Im Vorjahr stand das Wasser Ende Juli um 20 Zentimeter höher, schon damals war der See für die Jahreszeit aber ungewöhnlich seicht. Auf das langjährige Mittel fehlen derzeit 47 Zentimeter und auf den maximalen Wasserstand für Ende Juli im Jahr 2009 ganze 79 Zentimeter.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.