Markus Schleinzer, Regisseur und jahrelang Castingdirektor, über Machtstrukturen in der heimischen Filmbranche, sexuelle Übergriffe in Castingsituationen und klare Grenzen.
In der #MeToo-Debatte ist auch von Übergriffen in Castingsituationen die Rede. Sie waren 17 Jahre lang Castingdirektor. Sind Ihnen solche Fälle untergekommen?
Markus Schleinzer: Ja. Ich wurde einmal nach Berlin eingeflogen, um einen Regisseur zu treffen, dessen Projekt ich betreuen sollte. Sein erster Satz war: Er ist Single und ich soll ihm nur Frauen vorschlagen, die man vögeln kann. Untergekommen sind mir auch Regisseure, die Frauen zum Nackt-Casting einladen wollen, aber nicht in einem Casting-Studio, mit professioneller Betreuung, sondern ins Hotel. Dazu muss ich sagen: Manchmal macht es Sinn, dass Leute im Castingprozess auch nackt gecastet werden. Ich habe einmal für eine Serie die Rolle einer Nudistin besetzt. So etwas ist nicht per se komisch.