Bayreuther Festspiele

Bayreuth: Wenn Tristan und Isolde einander angiften

Vor der mit Spannung erwarteten Neuinszenierung des „Ring des Nibelungen“ lief in Bayreuth noch „Nach Tristan“, eine szenische Collage mit Musik: Begeisterung für Dagmar Manzel und Sylvester Groth.

Zuerst wirft man sich selbst in Schale, dann werden Erdäpfel geschält. Dagmar Manzel fingert an den Manschetten seines Smokinghemds herum, während Sylvester Groth geduldig-ungeduldig die Luft schaut. Immerhin geht er ihr zur Hand, wenn sie ihr Haar löst. Wofür? Man sitzt stumm nebeneinander auf dem Sofa. Bis sie, im schwarzen Abendkleid, in die Küche geht und schwadronierend Suppe kocht, während er Zeitung liest. Hinten, wo vor kurzem noch ein kleines Orchester gesessen haben mag, wandert ein Akkordeonist von Pult zu Pult und spielt sich an Fragmenten in Rage: Steht doch da justament überall was anderes unter dem Titel „Liebestod“! Stimmt, die Liebe ist tot. Nur noch Fragmente übrig. Zur Unterhaltung zwischen Mann und Frau taugen diese jedoch allemal – und unterhalten dabei.

Tristan und Isolde? „Wenn die sich gekriegt hätten, wäre es zehn oder zwanzig Jahre später so zugegangen wie in ,Quartett‘“, war Dramatiker Heiner Müller überzeugt, immerhin „Tristan“-Regisseur in Bayreuth 1993. Elf Jahre zuvor schon hatte Müller in seinem „Quartett“ die „Gefährlichen Liebschaften“ des Choderlos de Laclos (1782) zum Zweipersonenstück verdichtet und die amourösen Scharmützel zugleich aktualisiert. Nun haben Ingo Kerkhof und Gerhard Ahrens für die Bayreuther Festspiele Szenen aus „Quartett“ und Strindbergs „Totentanz“ mit „Tristan“-Texten und mehr zu einer vergnüglichen Melange verrührt: Ihre Inszenierung dieses „Nach Tristan“ ist auch eine Liebesserklärung angesichts der musikalischen Schauspielkunst von Dagmar Manzel und Sylvester Groth.

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