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"Ist Luisa hier?" - Tirol geht gegen sexualisierte Gewalt im Nachtleben vor

APA/AFP/LLUIS GENE
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Mit einem Satz können sich Betroffene niederschwellig an Akteure im Nachtleben wenden. Diese sollen dann geeignete Maßnahmen ergreifen. Ziel ist es, dass zumindest 50 Prozent der Tiroler Nachtlokale bei dem Projekt mitmachen.

"Ist Luisa hier?“ - Mit dieser Frage können sich Betroffenen von sexualisierter Gewalt bald in ganz Tirol an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Bars und Clubs wenden. Denn nach einer Pilotphase in Innsbruck soll das Projekt als Teil des mit zehn Millionen Euro dotierten Gleichstellungspakets des Landes Tirol auf das gesamte Bundesland ausgeweitet werden.

Ziel der Kampagne ist es, in den kommenden zwei Jahren zumindest 50 Prozent aller Nachtlokale mit ins Boot zu holen. Sie wird unter anderem vom Frauenhaus Tirol, der Innsbruck Club Commission und dem Verein "Frauen gegen verGEWALTigung" getragen.

Jede dritte Frau von sexualisierter Gewalt betroffen

Die Funktionsweise von "Luisa" soll dabei möglichst niederschwellig gestaltet sein. Betroffene können sich mit dem Satz "Ist Luisa hier?" an Bar- oder Club-Betreiber oder auch Türsteher wenden. Diese wissen dann, nach erfolgter Schulung der Luisa-Verantwortlichen, was zu tun ist - etwa ein Nacht-Taxi rufen oder eine Not-Hotline kontaktieren. "Solche Projekte sind absolut notwendig, weil jede dritte Frau von sexualisierter Gewalt betroffen ist", sagte Soziallandesrätin Gabriele Fischer (Grüne) am Freitag bei einer Pressekonferenz in Innsbruck.

Um sexualisierter Gewalt vorzubeugen, sei jedenfalls eine möglichst flächendeckende Ausrollung auch außerhalb der städtischen Räume notwendig, sagte Frederick Lordick von der Innsbruck Club Commission. "Es gibt etwa 160 bis 180 dafür relevante Betriebe in Tirol, von denen wir bald möglichst viele in allen Bezirken mit dabei haben wollen", sagte er. Ab der Hälfte aufwärts sei "Luisa dann in den Regionen angekommen" und könne ihre Funktionsweise adäquat vollbringen, so Lordick.

Projekt soll sexualisierter Gewalt auch vorbeugen

Entscheidend sei in dieser Sache, dass man mit "möglichst einfachen Mitteln die Handlungsfähigkeit von Frauen wieder herstellt", betonte Katharina Hölbing vom Verein "Frauen gegen VerGEWALTigung". Schließlich stünden diese nach sexuellen Übergriffen oft unter Schock, könnten sich nicht wehren und nicht "normal reagieren", erklärte Hölbing. Die Schulung der Nachtleben-Akteure verstehe sich deshalb auch als eine Reaktion auf die Ausnützung solcher "Machtpositionen" seitens der Männer.

Insgesamt verspreche man sich aber nicht nur Reaktion, sondern auch Prävention, hieß es unisono. "Es ist gut möglich, dass Täter bereits durch das Vorhandensein des Projektes schon abgeschreckt werden", meinte etwa Hölbing. Lordick wiederum sprach davon, dass allein durch die Existenz von "Luisa" und die damit verbundenen Schulungen die "Stimmung im Nachtleben anders ist". Sensibilisierung und Thematisierung in Bezug auf sexualisierte Gewalt trügen deutlich dazu bei, dass das "Nachtleben in Tirol schöner und sicherer wird", so Lordick.

(APA)

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