Der Klarinettist Rolf Kühn, ein stiller Held des deutschen Jazz, starb 92-jährig in Berlin. In seiner New Yorker Zeit spielte er mit Benny Goodman und wohnte im selben Haus wie Billie Holiday.
Aus der Enge der DDR flüchtete er 1956 dorthin, wo der Jazz, seine Sehnsuchtsmusik herkam. Recht rasch konnte sich Rolf Kühn mit seiner Klarinette in der New Yorker Szene etablieren. Auch, weil er jede Arbeit annahm, die man als Musiker so bekommen konnte. Dazu gehörte das Einspielen von Werbejingles, was nicht die schlechteste Strategie war, um amerikanische Musikerkollegen kennenzulernen. Bald musizierte er in der Big Band des damaligen Jazzsuperstars Benny Goodman.
In der Upper West Side wohnte er damals im selben Haus wie die große, ja vielleicht größte Jazzsängerin aller Zeiten, Billie Holiday. Eines Abends vergaß er seinen Haustürschlüssel und musste sie herausläuten. Die Schimpftiraden, die er über sich ergehen lassen musste, verbesserten letztlich sein Englisch, das er mit dickem, deutschem Akzent sprach. Diese Anekdote erzählte er bis ins hohe Alter gerne. So auch in Stephan Lambrys sehenswerter Filmdokumentation „Brüder Kühn – Zwei Brüder spielen sich frei.“