Morgenglosse

Kommen Sie bitte bloß nicht nach Österreich!

Die an potenzielle Migranten gerichtete Kampagne des Innenministeriums kann durchaus Sinn haben. Das Problem der illegalen Zuwanderung an sich wird die Anti-Werbung aber auch nicht lösen.

Meist geben Politiker ja Geld aus, um in Kampagnen Positives zu präsentieren. Innenminister Gerhard Karner will nun den umgekehrten Weg gehen. Er präsentierte am Dienstag eine Online-Kampagne gegen illegale Migration. Sie soll in acht Ländern geschaltet werden, aus denen die Zahl der Asylanträge zuletzt stieg, obwohl die Anwärter kaum Chancen auf Asyl haben (etwa Tunesien, Marokko, Indien).

Die Idee, eine Art Gegenkampagne zu den Versprechungen von Schleppern zu starten, ist eine gute. Besonders einprägsam ist etwa das Sujet, das in einem Lkw eingepferchte Menschen zeigt, samt der Botschaft: „Illegal Migration Means Risking Everything.“ Dass hier eine reale Gefahr dargestellt wird, haben mehrfache Tragödien bewiesen. Ein anderes Sujet zeigt einen hohen Grenzzaun plus Stacheldraht und dahinter einen Soldaten mit Hund samt der Botschaft: „Illegal Migration: There is no way.“ Das hat mit der realen österreichischen Grenze freilich nichts zu tun. Hier scheint das Ministerium einfach nur darauf zu hoffen, dass potenzielle Migranten sich vom Bild abschrecken lassen.

(c) Innenministerium

Die Idee der Antiwerbung ist auch nicht neu. 2015 buchte Österreich etwa in kosovarischen Zeitungen Inserate, um die Botschaft „Aus wirtschaftlichen Gründen kein Asyl in Österreich“ zu übermitteln. Überhaupt wird von Innenministern seit Jahren viel über den Kampf gegen illegale Migration geredet, was Schlepper bisher aber wenig von ihrem Geschäftsmodell abbrachte. Nutzen kann die nunmehrige 260.000 Euro schwere Onlinekampagne des Ministeriums aber schon etwas. Man denke nur daran, wie sich umgekehrt im Jahr 2015 unter Migrationswilligen online die Botschaft verbreitete, dass die Tore nach Europa offen seien.

Das Grundproblem dahinter wird aber auch die jetzige Kampagne kaum lösen. Nämlich die Frage, warum Menschen ihr Land verlassen. Und wie man Migranten ohne Asylgrund und Ausbildung den Weg nach Europa versperren und gleichzeitig jenen mit Asylgrund eine sichere Aufnahme gewährleisten kann. Dafür gibt es leider keine so einfache Lösung wie ein Online-Sujet, und es ist auch ein Thema, das gesamteuropäisch behandelt werden müsste.

(c) Innenministerium

Und dann bleibt noch die Frage, ob Migranten wirklich so spezifisch ein neues Leben in Österreich anpeilen, dass die Inserate sie von der Fahrt nach Europa abhalten. Und ob es zu keinen Missverständnissen kommt. So rätselte man etwa vor rund 20 Jahren in Österreich, warum plötzlich so viele Asylanträge eingingen. Der Grund: Es hatte zuvor ein Werbeinserat für ein Resettlement-Programm gegeben, allerdings von Australia, nicht Austria.

Auch Australien lanciert inzwischen aber Kampagnen gegen illegale Migration und „wirbt“ mit seiner besonders strikt gehüteten Grenze. Da muss Österreichs Innenminister also wenig Angst vor einer Verwechslung haben.

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