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Ein Burgenländer in der NFL: Österreichs Football-Meilenstein

Bernhard Raimann musste sich an die Härte in der NFL erst gewöhnen, zeigte aber schon in der Preseason auf.
Bernhard Raimann musste sich an die Härte in der NFL erst gewöhnen, zeigte aber schon in der Preseason auf.USA TODAY Sports
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Bernhard Raimann, 24, steht im finalen Kader der Indianapolis Colts – der erste österreichische Feldspieler in der stärksten Liga der Welt. Der Left Tackle lernt schnell und träumt selbstbewusst.

Indianapolis/Wien. Bernhard Raimann schreibt weiter österreichische Football-Geschichte. Nachdem der Burgenländer als erster heimischer Spieler beim diesjährigen Draft als Nummer 77 von den Indianapolis Colts gewählt worden war, hat er es nun in den finalen 53-Mann-Kader für die neue Saison (ab 8. September) der National Football League geschafft. Mit Toni Fritsch, Toni Linhart und Ray Wersching gab es zwar bereits rot-weiß-rote NFL-Legionäre, diese kamen allerdings allesamt auf der Spezialposition des Kickers zum Einsatz. Raimann wird als Offensive Tackle als erster Feldspieler seine Spuren in der stärksten Football-Liga der Welt hinterlassen.

Denn in der langen NFL-Saison wird Raimann zu seinen Einsätzen kommen, auch wenn er auf der Position des Left Tackle vorerst als Ersatz für Routinier Matt Pryor vorgesehen ist. Der Werdegang des 2,01-Meter-Mannes (138 kg) ist umso beachtlicher, als er diese Position erst seit zwei Jahren spielt. Tackles, die den Quarterback vor anstürmenden Verteidigern beschützen, gelten nicht als ganz große Stars, erfüllen aber eine immens wichtige Aufgabe und werden immer höher gehandelt.

Eine Chance genügt

Raimann möchte sich bei den Colts beweisen. „Mit meiner Arbeitseinstellung habe ich ein ums andere Mal gezeigt, dass ich nur eine Chance brauche, und ich werde das Meiste daraus machen“, erklärte er einmal, und das belegt auch sein rasanter Aufstieg. Gerade einmal zehn Jahre nach den ersten Versuchen bei den Vienna Vikings, damals noch als Wide Receiver und Cornerback, ist er auf der größten Bühne angekommen. In die US-amerikanische Football-Tradition hatte er erstmals als Austauschschüler geschnuppert, und an der Delton-Kellogg High School derart überzeugt, dass 2017 der Sprung an die Central Michigan University gelang.

Dort legte Raimann innerhalb kürzester Zeit 20 Kilogramm zu und spielte für die Central Michigan Chippewas in der College-Liga auf. Das Analyseunternehmen Pro Football Focus wählte ihn nach der Saison zum „Mid-American Conference Offensive Player 2021“. Es folgte die Einladung zur Senior Bowl der All Stars.

Die Körperlichkeit in der NFL sei dennoch etwas anderes als auf College-Level, wie Raimann berichtete: „Hier musst du deine Aufgaben perfekt erfüllen und auf jedes kleine Detail achten. Das ist etwas, woran ich weiter arbeiten muss.“ Schnelle Auffassungsgabe und große Lernfähigkeit des „Rookies“ weiß man bei den Colts zu schätzen, Head Coach Frank Reich ist mit der Entwicklung seiner Nummer 79 zufrieden. „Es ist eindeutig, dass er die körperlichen Voraussetzungen mitbringt und die nötige Härte besitzt, um diese Position zu spielen.“

Austria goes NFL

Bernhard Raimann avanciert mit einem Einsatz für die Indianapolis Colts zum vierten Österreicher in der National Football League. Zuvor spielten bereits Toni Fritsch (Super-Bowl-Sieg 1972, mit Dallas), Toni Linhart (New Orleans, Baltimore, 1973) und Ray Wersching (zwei Titel mit den San Francisco 49ers) in der stärksten Football-Liga der Welt, die jedoch alle drei Kicker waren.

Sein härtester Kritiker

Raimann selbst gilt ohnehin als sein härtester Kritiker. „Ich hasse es, zu verlieren“, sagt er und berichtet davon, Videos von verlorenen Duellen zu Hause noch viele Male zu analysieren. „Manchmal ist es das Schwierigste, sich nicht zu sehr fertig zu machen. Man versucht perfekt zu sein, aber manchmal kann man nur 100 Prozent geben und daraus lernen.“ In der Preseason gelang Raimann das sehr gut. In allen drei Partien kam er zum Einsatz und erhielt gute Noten. Nach dem jüngsten 27:10-Sieg gegen Tom Bradys Tampa Bay Buccaneers vermerkte die renommierte US-Sportanalyse-Firma Pro Football Focus, dass der 24-Jährige im Bereich „Pass Protection“ extrem stark spielte und keinerlei Druck über seine Seite auf seinen Quarterback zuließ.

Das NFL-Debüt als erster Österreicher seit 35 Jahren ist für Raimann freilich nur der Anfang. „Ziel ist es, so viele Superbowl-Ringe wie möglich zu sammeln.“

Geduld gefragt ist bei Sandro Platzgummer und Bernhard Seikovits, die über das International Player Pathway Program in die NFL kamen, es aber bei den New York Giants bzw. Arizona Cardinals nicht ins Team schafften. Sie erhalten wohl einen Platz im Trainingskader. (swi/ag.)

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