Geschmacksfrage

Die besten Teigtaschen Wiens

Im Laolao, wie Großmütter in China genannt werden, zaubert Qiu Xiaomei göttliche Nudel­taschen.
Im Laolao, wie Großmütter in China genannt werden, zaubert Qiu Xiaomei göttliche Nudel­taschen.Christine Pichler
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Hipster-Vitello-Forello in Kitzbühel und die besten Teigtaschen im Wiener Herrengassenhaus.

Harald Schmidt verstand meinen wahren Traumjob sofort: Karenzvertretung der Restaurantkritikerin. Mit dieser „Schaufenster“-Ausgabe darf ich nun wieder. Die Schwierigkeit, in diesem ambitionierten Beruf einigermaßen erfolgreich zu sein, besteht unter anderem darin, private Essen und berufliche Testbesuche streng voneinander zu trennen. Ich scheitere regelmäßig daran. Getestet werden sollten im Regelfall nur neue Restaurants mit idealerweise neuen Küchenkonzepten, privat sitze ich in zwei, drei Restaurants, etwa dem China Kitchen oder dem Il Mare, dem Fabios des kleinen Mannes. Dann könnte ich noch über meine kulinarischen Streifzüge berichten, etwa die Empfehlung für das schwarze Haus am Schwarzsee zu Kitzbühel: Aus dem alten Seebichl wurde in den vergangenen Jahren durch die x-te Generation ein Hipster-Restaurant der Sonderklasse, wie die Inneneinrichtung sofort beweist, notfalls könnten die Wirtsbrüder auch Designteile verkaufen.

Bevor es so weit ist, kochen sie auf hohem und vor allem unterhaltsamem Niveau. Da gibt es Vitello Forello, also ohne bösen Tuna, mit fermentiertem Kürbis oder vegane Brennnessel-Tagliatelle aglio olio mit ­Zitrone und Haselnuss. Klingt nicht nach Kitzbühel, aber passt perfekt an den See. Aber bevor die strenge Restaurant­kritikerin mit dem weitschweifigen Praktikanten wirsch wird: schnell in ein vergleichsweise neues Lokal mit hohem Empfehlungsniveau. ­


Im ­Herrengassen-Hochhaus, dem schönsten seiner Art in Wien, gibt es
neuerdings nicht nur eine gute runde Weinbar, ­sondern einen der besten asiatischen Imbisse der Stadt: Im Laolao, wie Großmütter in China genannt werden, zaubert Qiu Xiaomei göttliche Nudel­taschen, die mit unterschiedlichsten Mischungen gefüllt ­werden, etwa „Luo Bo Niu Rou“ mit Rindfleisch, Rettich, Jungzwiebeln und Ingwer oder „Ji Rou Jiao“ mit Chinakohl, Jungzwiebeln und Ingwer oder meinen Favoriten mit Shiitake­pilzen, Glasnudeln, Tofu und Karotten.

Christine Pichler

Geradezu süchtig macht das sehr, sehr scharfe „Kou Shui Ju“: ­marinierte Hühnerkeule mit ­frischem Chili, Koriander und Chengdu-Sauce. „Liang Feng“ ist optisch gewöhnungs­bedürftig, die kalten Nudeln aus Mungobohnen mit Chili, Koriander und Sichuan-Sauce schauen aus wie ­Quallenschnitten. Schmecken aber ­deutlich neutraler und sind weniger ­bissfest. Ich freue mich jedenfalls auf ­gastronomische Abenteuer, vielleicht
lade ich Herrn Schmidt einmal dazu.

Info

Laolao, Herrengasse 6–8, 1010 Wien, Tel.: +43/(0)1/969 46 29, Restaurant: Mo–Sa: 11–20 Uhr.
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("Die Presse Schaufenster" vom 01.09.2022)

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