Hofburg-Wahlkampf

Van der Bellen reicht 25.000 Unterstützungserklärungen ein

Alexander Van der Bellen
Alexander Van der Bellen APA/ERWIN SCHERIAU
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"Es ist keine g'mahte Wies'n“, betont der amtierende Bundespräsident, während er weit mehr als die erforderlichen 6000 Unterschriften für eine neuerliche Kandidatur einreicht.

Alexander Van der Bellen hat am letztmöglichen Tag rund 25.000 Unterstützungserklärungen für sein Wiederantreten bei der Bundespräsidentenwahl am 9. Oktober vorgelegt, mehr als alle anderen Kandidaten. Freitagnachmittag gab schließlich noch der Waldviertler Schuh-Fabrikant Heinrich Staudinger seinen Wahlvorschlag mit 9.085 Unterschriften bei der Bundeswahlbehörde ab. Notwendig für die Kandidatur sind nur 6.000, sie müssen bis Freitag 17 Uhr eingereicht werden.

Van der Bellen ist der aussichtsreichste Hofburg-Aspirant. Als sein Ziel formulierte nannte er das Erreichen der absoluten Mehrheit schon im ersten Wahlgang. Die Präsentation nahm der 78-jährige Volkswirt nicht beim Innenministerium, sondern vor seinem Amtssitz am Ballhausplatz vor. "Das Leben ist zu kurz, um schirche Bilder zu machen", begründete er die Ortswahl vor Journalisten, denn bei der Wahlbehörde gebe es zurzeit eine Baustelle. Er bedankte sich bei allen, die sich die Mühe gemacht hatten, für ihn zu unterschreiben. "Das ist schon wirklich sehr schön", sagte er, "damit beginnt der Wahlkampf nächste Woche."

"Es ist keine g'mahte Wies'n"

Van der Bellen nannte Erfahrung, Unabhängigkeit und Stabilität als seine Stärken und versuchte sich in Wählermobilisierung. "Es ist keine g'mahte Wies'n", mahnte er, der Erfolg werde sehr von der Wahlbeteiligung abhängen. Erneut erklärte er, dass er sich keinen TV-Diskussionen mit seinen Gegnern stellen werde. "Nein, ich stoße mich schon am Wort Politduell", sagte er auf eine entsprechende Frage. Dann lud er mit seinen Unterstützern die Schachteln mit Unterstützungserklärungen für die Fotografen und Kameraleute aus, nur um sie für die Übergabe dann wieder in den Wahlkampf-Van zu hieven.

Staudinger hingegen pilgerte zur Bundeswahlbehörde nahe der Gasometer in Wien-Landstraße - und brachte seine Unterstützungserklärungen, begleitet von einigen Mitstreitern, im Leiterwagen mit, fröhlich umrahmt von Seifenblasen. Aus nah und fern seien ihm gezählte 9.085 Unterschriften zugeflogen, freute er sich - mit Dank für alle Unterstützer, die die "bürokratischen Hürden" überwunden haben. Im Wahlkampf will sich Staudinger lautstark für wenig debattierte Themen wie Armut, Klein- und Mittelbetriebe, Natur und Frieden einsetzen.

Staudinger war der letzte der Bewerber - zumindest von jenen mit offiziell bekannt gegebenem Termin -, der seinen Wahlvorschlag, die Unterstützungserklärungen und den ebenfalls zu leistenden Kostenbeitrag von 3.600 Euro in der Wahlbehörde deponierte. Zeit war dafür am Freitag noch bis 17 Uhr.

Elf Wahlvorschläge, sieben Kandidaten

Der Großteil der Kandidaten hatte die Unterschriften bereits im Vorfeld abgegeben. Geschafft haben die Hürde nach eigenen Angaben auch weitere fünf Kandidaten, der Stimmzettel dürfte mit sieben Bewerbern lange wie nie zuvor werden. Bereits die Kandidatur eingereicht haben Bierpartei-Gründer Dominik Wlazny (etwas mehr als 6000 Unterschriften), der frühere FPÖ- und BZÖ-Politiker und jetzige Blogger Gerald Grosz (mehr als 9000), der von der FPÖ nominierte Volksanwalt Walter Rosenkranz (18.500), MFG-Chef Michael Brunner (rund 15.000) sowie der Rechtsanwalt und Ex-"Krone"-Kolumnist Tassilo Wallentin 18.000 Unterschriften.

Freitag und Samstag werden die Unterstützungserklärungen von der Wahlbehörde geprüft und gezählt. Vier Kandidaten haben offensichtlich nicht genügend Unterstützerinnen und Unterstützer gefunden, aber dennoch eingereicht. Ihnen hat die Wahlbehörde laut Wahlgesetz eine dreitägige Nachfrist zur Behebung des Mangels zu gewähren.

Fast das jüngste Kandidatenfeld

Auf dem Stimmzettel dürfte sich mit dem 35-jährigen Wlazny der jüngste aller bisherigen Bewerber finden. Umgekehrt ist Van der Bellen (78) der älteste Bundespräsident, der sich um weitere sechs Jahre bewirbt. Er ist mehr als doppelt so alt wie Wlazny. Im Durchschnitt ist das Kandidatenfeld aber (mit 56,6 Jahren) beinahe das jüngste. Nur 1998 war das Durchschnittsalter (mit 54,4) noch ein wenig niedriger.

Betrachtet man alle nunmehr 51 Kandidaten und Kandidatinnen, die bei den (mit der heurigen) 14 Direktwahlen auf den Stimmzetteln aufschienen (manche von ihnen auch bei zwei Wahlen), ist Van der Bellen allerdings nicht der älteste. Denn Richard Lugner war 2016, als einer der damals fünf Mitbewerber Van der Bellens, bereits 83 Jahre alt. Und auch ein von den Grünen bei der Wahl 1992 ins Rennen geschickter Kandidat, Robert Jungk, war mit fast 79 Jahren etwas älter als Van der Bellen es am 9. Oktober sein wird.

(APA)

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