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Erst Olympiagold, jetzt Vuelta: Von der Normalität nach einer Sensation

27th UEC Road Cycling European Championships 2021 - Elite Women's Individual Time Trial
27th UEC Road Cycling European Championships 2021 - Elite Women's Individual Time TrialGetty Images
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Anna Kiesenhofer, 31, startet am Mittwoch bei der Vuelta a España, die Olympiasiegerin tritt erstmals seit 2017 wieder im Dienst eines Profiteams bei einer Rundfahrt an. Über Differenzialgleichungen, Antritte und weiterhin steile PR-Anstiege.

Madrid. Seit dem Gewinn von Olympia-Gold in Tokio ist im Leben von Anna Kiesenhofer alles anders. Setzte die 31-jährige Mathematikerin, spezialisiert auf partielle Differenzialgleichungen und bei der Universität Lausanne engagiert, bis dahin vorrangig auf Eigenregie und die Wissenschaft, verpasste sie nun ihrer Radkarriere doch neuen Schwung. Ab heute wartet auf Kiesenhofer sogar ein wahrer Speichen-Klassiker: sie nimmt für den Profirennstall Soltec erstmals die Vuelta, die Spanien-Rundfahrt, unter die Räder.

Bei der achten Auflage der Frauen-Ausgabe, die bei ihrem Start 2015 noch als schlichtes Eintagesrennen ausgetragen worden war, geht es immerhin schon über fünf Etappen. Nach einem Team-Zeitfahren, 19,9 Kilometer lang, wird über Colindres und Segovia nach Madrid gefahren, wo die Schluss-Rundetappe stattfindet.

OLYMPICS - Summer Olympic Games 2020 Tokyo
OLYMPICS - Summer Olympic Games 2020 TokyoGEPA pictures

478,3 Kilometer durch Spanien

Insgesamt warten 478,3 Kilometer auf das Feld. Anders als bei den Männern hat die Vuelta der Frauen noch nicht das herausragende Standing, denn es gibt parallel auch andere Rundfahrten.
Es ist ein professioneller Auftritt, doch Kiesenhofer wollte auf ihrer Website klargestellt wissen, dass sie nicht erst dadurch zum Profi geworden sei. Sondern, dass sie es längst sei – dank ihrer Sponsoren, seit mehr als einem Jahr. Überraschende Solo-Fahrten mit rasanten Antritten sind ihre Stärke, manch Anstieg bei kommunikativen Fragen bzw. PR-Zwecken scheint ihr jedoch weiterhin gar zu steil zu sein.

Dass sie erstmals seit 2017 wieder für eine Profimannschaft ( Lotto Soudal) auftritt, blieb unerwähnt. „Die Unterschrift bei Soltec ist einfach eine Möglichkeit, dass ich bei der Vuelta fahren kann. Abgesehen von diesem einen Rennen bleibe ich Mitglied des kleinen österreichischen Teams ,Team Cookina Graz'“, ließ die Niederösterreicherin wissen.

„Sie ist die ideale Person“

Bei der Vuelta ist die Gesamtwertung für sie kein Thema, „wegen des Team-Zeitfahrens in der ersten Etappe“, erklärte Kiesenhofer dazu knapp. „Ich werde versuchen ein paar gute Resultate in den bergigen Etappen zu schaffen.“ Die Doktorin in Mathematik, die in Lausanne lebt und aus Niederkreuzstetten stammt, stellte ihre Prioritäten klar: „Für mich zählen nicht nur die World-Tour-Rennen. Ich nehme andere Rennen genauso ernst.“ Sie hat nach der Vuelta noch zwei weitere Rennen eingeplant: Einerseits das WM-Einzelzeitfahren am 19. September in Australien und am 16. Oktober zum Saisonabschluss das Zeitfahren Chrono des Nations in Frankreich. „Ihre Teilnahme markiert einen Wendepunkt für das Soltec Team“, schwärmt Manager Marcelino Oliver. „Sie ist die ideale Person, um diese Challenge zu leiten, jemand, der viele der sportlichen und menschlichen Werte, die dieses Team seinen Mitgliedern immer vermitteln wollte, perfekt repräsentiert. Ich bewundere ihre Arbeitsmoral, ihre Ausdauer. Für uns ist es eine Herausforderung!“

Bei der Vuelta gilt Annemiek van Vleuten als Topfavoritin. Die 39-Jährige könnte nach dem Giro d'Italia und der Tour de France auch in Spanien gewinnen. In Tokio hatte sich auch ihr Leben verändert. Die Niederländerin hatte klar als Gold-Favoritin gegolten und erschöpft vor der Ziellinie ja auch über den vermeintlichen Triumph gejubelt. Sie hatte aber, weil bei den Spielen kein Funkverkehr zugelassen ist, auf die enteilte Kiesenhofer vergessen. Und seitdem rollt alles ganz anders.

(fin)

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