US Open

„Next Generation“: New Yorks neue Sieger

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TOPSHOT-TENNIS-US-OPEN-2022APA/AFP/COREY SIPKIN
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Erstmals seit 2003 steht keiner der „Big Three“ oder Serena Williams im Viertelfinale eines Grand-Slams. Aufsteiger wie Casper Ruud, Carlos Alcaraz oder Caroline Garcia begeistern.

New York. Die Französin Caroline Garcia hat das Halbfinale der US Open erreicht und damit den bislang größten Einzelerfolg ihrer Karriere bei einem Grand-Slam-Turnier gefeiert. Die 28-Jährige setzte sich in New York gegen US-Jungstar Coco Gauff (18) nach einer herausragenden Leistung mit 6:3, 6:4 durch. Garcia ist erst die dritte Französin in der Profi-Ära nach Amélie Mauresmo (2002, 2006) und Mary Pierce (2005), die ins Semifinale der US Open einziehen konnte.

Beim letzten Grand-Slam-Turnier des Jahres gab Garcia in bislang fünf Spielen noch keinen Satz ab. Gauff, der manche die Nachfolge von Tennis-Ikone Serena Williams zutrauen, fand kein Mittel gegen Garcias dominantes Spiel. Im Halbfinale trifft Garcia auf Wimbledon-Finalistin Ons Jabeur. Die Tunesierin hatte sich zuvor mit 6:4, 7:6 (7:4) gegen Ajla Tomljanović durchgesetzt, die in der dritten Runde Serena Williams aus dem Wettbewerb geworfen hatte.

Wachablöse in Queens

Die Frage war durchaus berechtigt. „Das Ende einer Ära?“, schrieben die Veranstalter der US Open bei Twitter unter einem Bild mit Rafael Nadal, Novak Djoković, Roger Federer und Williams. Erstmals seit 2003 stand keiner der „Big Three“ oder die Tennis-Queen im Viertelfinale eines Grand-Slam-Turniers. Stattdessen trumpfen Jungstars wie Carlos Alcaraz, Casper Ruud, Frances Tiafoe oder Jannik Sinner auf. Es scheint, als würde sich bei den US Open ein Generationswechsel vollziehen.

Dies könnte nach dem Turnier auch in der Weltrangliste abzulesen sein: Der Spanier Alcaraz, 19, und der Norweger Ruud, 23, können bei einem Finaleinzug Nadal, 36, die Spitzenposition wegschnappen, die der Altmeister ansonst vom Russen Daniil Medwedew übernehmen würde.

Wenn McEnroe schwärmt

„Ich bin begeistert von den neuen Typen. Ich denke, ihre Zeit ist gekommen“, orakelte Ex-Profi John McEnroe: „Die Leute müssen sich an die vielen neuen und oft noch unbekannten Gesichter gewöhnen.“ Federers Spielwitz, Nadals Kämpferherz, Djokovićs Perfektion, Williams' Drama – all das fesselte und faszinierte über viele Jahre hinweg. Doch die Zeiten ändern sich. Williams verabschiedete sich in New York, Nadal wurde im Achtelfinale geschlagen, Federer kämpft (immer noch) ums Comeback, Djoković kostete die Impfweigerung jede Titelchance.

Die Profis aus der sogenannten Next Generation warten auch nicht mehr auf ihre einstigen Idole. Jung, schnell, stark, hungrig, sie spielen ebenfalls unterhaltsam. Nick Kyrgios, der mit 27 auch noch zu den jungen Wilden zählt, lieferte bis zu seinem Viertelfinal-Aus stets eine große Show.

„Carlitos Way!“

„Du siehst, wie er die Stadien füllt, wann immer er spielt“, sagte Tiafoe, 24, der selbst Entertainer-Qualitäten besitzt und in Basketballstar LeBron James einen Edelfan hat. „Auch Alcaraz hat eine großartige Persönlichkeit. Oder Sinner!“

Wie gut die Jungen schon sind, zeigt das Beispiel des 19-jährigen Alcaraz. Der Spanier hat in seinem Spiel keine wirklichen Schwächen. Von seinen ersten 100 Matches auf der Profitour gewann „Carlitos“ 75 – und startete damit deutlich besser als Nadal (67), Djoković (65) und Federer (51) in jungen Jahren.

Der Respekt vor den Altstars ist weiterhin groß. Nachdem Tiafoe den großen Nadal im Achtelfinale bezwungen hatte, bekannte der US-Amerikaner fast ehrfürchtig: „Jetzt habe ich etwas, was ich meinen Kindern und Enkelkindern erzählen kann.“ Und danach schlüpfte er in einen Pullover mit der Aufschrift „GOAT“ („Greatest of all time“ – Größte aller Zeiten) zu Ehren von Serena Williams.

Die Erfolge der Tennis-Ikone werden auch Coco Gauff noch etwas begleiten. Viele Amerikaner hoffen, dass die 18-Jährige die Lücke schließen kann, die ihre Landsfrau mit dem Rücktritt aufgerissen hat. Doch das Riesentalent, das im Viertelfinale gegen die herausragende Garcia verlor, will ihre eigene Geschichte schreiben. „Die Zukunft ist wahrscheinlich schon da“, sagte der Teenager vor ein paar Wochen. (DPA/red.)

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