Bischöfe: Kirchenaustritte als "schmerzliche Erfahrung"

BISCHOF AEGIDIUS ZSIFKOVICS
BISCHOF AEGIDIUS ZSIFKOVICS(c) APA/ROBERT JAEGER (Robert Jaeger)
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Zsifkovics (Eisenstadt) und Schwarz (Kärnten) sprechen von einem starken Anstieg der Austrittszahlen. Die genauen Daten will man im Jänner präsentieren. "Jeder, der uns verlässt, ist zu viel", so Zsifkovics.

In der heimischen Kirche zeichnet sich nach den Missbrauchsaffären ein neuer Rekordwert bei den Kirchenaustritten ab: Auch wenn die genauen Zahlen erst im Jänner vorgestellt werden, so zeichnet sich schon jetzt ab, dass im Burgenland  der bisherige Rekordwert von knapp über 1000 "weit übertroffen" wird, sagt der neue Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics. Der Kärntner Bischof Alois Schwarz (Diözese Gurk) bezeichnete die zu erwartenden hohen Zahlen als "schmerzliche Erfahrung". Dass die Austritte auch finanzielle Probleme hervorrufen, leugnete der Bischof nicht. Es seien "neue pastorale Akzentsetzungen" notwendig. Bereits vor einer Woche hatte die Diözese Salzburg ein Sparpaket angekündigt.

Für mich ist es ein jeder zu viel, der uns verlässt, der weggeht", meinte Zsifkovics. Es ergebe sich aber auch die Chance und die Notwendigkeit, zu schauen, wo man neue Akzente und Prioritären im Umgang mit den Menschen setzen und wie man auf sie zugehen könne. Die Seelsorge sei das "Kerngeschäft" der Kirche, so Bischof Schwarz, hier werde nicht gespart, das geschehe bei der "Kür", also bei dem, was nicht unbedingt erforderlich sei. Es gebe zwar keinen "Grund zur Panik", man müsse sich aber schon grundlegende Fragen stellen, wie etwa, was unsere heutige Zeit erfordere, sagte er im Gespräch mit der "Kärntner Woche".

Missbrauchsfälle: "Dunkle Seite"

Beide Bischöfe sind sich einig, dass die Austritte zum Teil auf die Missbrauchsaffären zurückzuführen sind. In der Diözese Eisenstadt habe man bisher "zwei, drei Fälle" von Missbrauch oder Misshandlung. Ihm sei wichtig, dass diese Dinge "voll und ganz und transparent aufgearbeitet werden", für ihn sei "jeder einzelne Fall zu viel", so Bischof Zsifkovics.

Bischof Schwarz meinte, die wichtigsten Voraussetzungen für eine Versöhnung habe man erfüllt, dies seien das Eingeständnis von Schuld und Versagen, die geleistete konsequente Aufarbeitung in der Kirche, eine ehrliche Entschuldigung sowie das Angebot von Hilfe und Begegnungen. Es sei ein neues Verständnis gewachsen, wie sich die Kirche "dieser dunklen Seite" stelle. Man lerne, auf verfehlte Beziehungen genauer hinzuschauen, meinte der Diözesanbischof und fügte hinzu, es wäre gut, "wenn auch die Gesellschaft darauf ein so waches Auge hätte".

Priesternachwuchs ein großer Mangel

Ein weiteres Problem sieht Bischof Zsifkovics im Priestermangel. "Der Priesternachwuchs ist ein großer Mangel. Vor allem, dass wir wenig Priester aus unserer eigenen Diözese und Heimat haben." Die Lebendigkeit einer Pfarrgemeinde zeige sich konkret auch darin, ob sie auch geistliche oder überhaupt kirchliche Berufe hervorbringe. Man müsse alles daran setzen, die Berufungspastoral zu stärken. In den kommenden Jahren werde man sich bemühen müssen, die Seelsorge so zu organisieren, dass in jeder Pfarrgemeinde oder zumindest jeder Seelsorgeeinheit die "Grundfunktionen und Dienste der Kirche" - die Feier der Eucharistie und der Sakramente - gewährleistet seien.

In der Frage des Priesteramtes für Frauen, das die Leitung der Katholische Kirche ablehnt, stehe man auch in der Diözese Eisenstadt "auf dem Boden der kirchlichen Lehre", so Zsifkovics. "Wir wollen hier keine eigenen Wege gehen." Gleichzeitig habe er sich bemüht, dass auch wichtige Ämter und Dienste in der Diözese von Frauen geleitet werden, so der Bischof. In der Diözese seien "die Frauen in der Kirche nicht wegzudenken, sondern sie sind eigentlich die Substanz und der Großteil, die diese Kirche auch tragen und prägen. Und man soll ihnen diese Stellung geben, die wir als Kirche hier geben können".

(APA/Red.)

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