TV-Serie

"Gute Nacht, John-Boy": 50 Jahre "Die Waltons"

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Die braven Baptisten brachten in den 1970ern ein Stück besonders heile Welt in die Wohnzimmer. Die Simpsons scheuten den Vergleich nicht.

Wer an "Die Waltons" denkt, hat schnell die wiederkehrende Szene am Schluss vor Augen: Ein weißes Holzhaus bei Nacht, in einem oder zwei Fenstern brennt noch Licht. Leise Stimmen besprechen, was sie am Tag erlebt haben. Und dann: "Gute Nacht, Jim-Bob“, "Gute Nacht, Erin". Oder "Gute Nacht, Mary-Ellen“, "Gute Nacht, Jason". Vor allem vielleicht: "Gute Nacht, John-Boy". Die BBC kürte das Zitat "Gute Nacht, John-Boy" zu einer der populärsten Phrasen der 1970er-Jahre.

Vor 50 Jahren - am 14. September 1972 - ging die US-Familienserie erstmals bei CBS auf Sendung und wurde wenig später auch in Europa ausgestrahlt. Wer hätte gedacht, dass man die Jeanslatzhosen so lange sehen würde? Mehr als 200 Folgen lang begleiteten die Zuschauer die kleinen und großen Abenteuer der neunköpfigen Familie braver Baptisten im ländlichen Virginia von der Weltwirtschaftskrise bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs.

Rechts im Bild: John-Boy. Heute spielt Richard Thomas in Serien wie "Ozark".
Rechts im Bild: John-Boy. Heute spielt Richard Thomas in Serien wie "Ozark". (c) imago images/ZUMA Wire (imago stock&people)

Erst 1981 sollte die Serie nach neun Staffeln enden, sie war langlebiger als etwa die Original-Seifenoper "Der Denver-Clan". Aber warum eigentlich? Offenbar erfreute sich das Publikum Anfang der 1970er Jahre, belastet durch Vietnamkrieg, Ölkrise und Watergate-Affäre sowie der Unsicherheit durch gesellschaftliche Veränderungen an der hausbackenen Herzlichkeit und einfachen Problemen. Im Zentrum: Der junge Richard Thomas als John-Boy, angehender Schriftsteller und Chronist seiner Familie.

Dann Ralph Waite als John Walton senior, der mit der amerikanischen Oldtimer-Ikone Ford T vorbei an einer kleinen Ölpumpe den Hügel des Waltons Mountain hochgetuckert kommt, von der Kinderschar und der hübschen Frau Livie (Michael Learned) empfangen wird und ein riesiges Radio hineinschleppt.

Bush: Familien sollen den Waltons ähneln

Die Familie Walton hatte etwa Geldnot - kein Wunder, angesichts der Kinderschar - ließ sich aber immer kreative Lösungen einfallen. Ob es um den kostspieligen Besuch eines Wanderzirkus oder den Verkauf eines geliebten Kälbchens ging. Freilich waren stets brave, züchtige Wünsche das Thema. Moralischer Kompass im Haus war die fromme Mutter Livie. Doch auch John Walton senior war - obwohl kein Kirchgänger - eine redliche Seele.

US-Präsident George Bush senior (1924-2018) sah in der TV-Familie 1992 ein leuchtendes Vorbild. "Wir wollen weiter die amerikanische Familie stärken, damit Amerikas Familien wieder den Waltons ähneln und weniger den Simpsons", sagte er damals. Die Macher der Satireserie "Die Simpsons" reagierten prompt: Bart verfolgt in einer Episode die Präsidentenrede im Fernsehen und sagt: "Hey, wir sind doch wie die Waltons. Wir beten auch darum, dass die Depression endlich ein Ende nimmt."

Was wurde aus dem John-Boy-Darsteller?

Fünf Jahre lang und 122 Folgen verkörperte Richard Thomas die Rolle des „John Boy“, bevor er 1977 aus der Serie ausstieg. Er war danach weiter als Schauspieler tätig; etwa regelmäßig am Theater zu sehen. Aber auch in Filmen und Serien. In Stephen Kings „Es“ (1990) oder in „Die WonderBoys“ (2000) zum Beispiel. Zuletzt unter anderem in Serien wie „The Americans“ (als Special Agent Frank Gaad), „Elementary“ oder „Tell Me Your Secrets“. Und erst kürzlich in der vierten Staffel der Serie „Ozark“ - als Vater von Wendy Byrde. Thomas veröffentlichte bislang außerdem drei Lyrik-Gedichtbände.

Richard Thomas als Nathan Davis in "Ozark", Staffel 4.
Richard Thomas als Nathan Davis in "Ozark", Staffel 4.(c) NETFLIX

Und auch Ralph Waite, der den Patriarchen der Familie gab, war nach seiner Rolle als John "Pa" Walton des öfteren zu sehen. In Filmen wie "Bodyguard" (1992), "Cliffhanger - Nur die Starken überleben" (1993), "Ace Ventura 3" (2009) und in Serien ("Grey's Anatomy", "Navy CIS").

(APA/dpa/red.)

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