Glosse

Kerns Rückkehr und Rendi-Wagners Motive

APA/ROLAND SCHLAGER
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Christian Kern sei eben ein „ausgewiesener Energieexperte“, sagt SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner über ihren Vorgänger. Daher habe man ihn als Berater engagiert. Ist das alles? Natürlich nicht.

Hin und wieder ist die österreichische Innenpolitik dann doch für Überraschungen gut: SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner hat ihren Vorgänger Christian Kern gebeten, der Partei dabei zu helfen, ein Regulierungsmodell für den außer Rand und Band geratenen europäischen Energiemarkt zu erarbeiten. Also jenen Christian Kern, der ihr vor vier Jahren an die Parteispitze verholfen hat. Und der zwischen Mai 2016 und Dezember 2017 das war, was Pamela Rendi-Wagner so gerne werden möchte: Bundeskanzler(in).

Ist das mutig? Riskant? Vielleicht sogar ein Eingeständnis? Pamela Rendi-Wagner erklärte es bei der Präsentation des gemeinsamen Modells am Mittwoch so: Christian Kern sei eben ein ausgewiesener Experte auf diesem Gebiet, daher habe sie ihn eingeladen.

Den anderen Teil der Wahrheit hat sie freilich unterschlagen: Dass Christian Kern, mittlerweile Unternehmer, seit Monaten auffallend präsent in der (medialen) Öffentlichkeit ist. Dass immer wieder Gerüchte die Runde machen, er arbeite an einem politischem Comeback – entweder in der SPÖ oder mit einer eigenen Partei. Und dass das in der Löwelstraße, wo die Parteispitze ihr Hauptquartier hat, gar nicht gern gehört oder gelesen wurde.

Was also tun mit einem Ex-Kanzler, der möglicherweise auf der Lauer liegt? Man bindet ihn ein. Bietet ihm womöglich etwas an für den Fall, dass die SPÖ nach der nächsten Wahl wieder regieren sollte (zuletzt hieß es, Kern interessiere sich für ein EU-Kommissariat). Und hofft, dass die Gerüchte wieder verschwinden.

Bleibt die Frage, was Christian Kern eigentlich möchte. Es gehe ihm um die Sache, versicherte er am Mittwoch. „Der globale Wirtschaftskrieg hat das Potenzial, Wohlstand in höchstem Maße zu gefährden.“ Da wolle er sich mit seinen Kenntnissen einbringen. Seine eigentliche Aufgabe sehe er aber in der Wirtschaft. „Das wird auch so bleiben.“

Aber es schadet freilich nicht, im Spiel zu bleiben. Zu signalisieren, dass man noch da ist. Und bereit wäre. Nur falls jemand fragen sollte.

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