Pizzicato

Ein Jahrhundertleben

Wer den „Blitzkrieg“ der Nazis im Buckingham Palace durchgestanden hat, ist durch nichts so schnell zu erschüttern.

Die Queen ging durch eine harte Schule, und als junge Monarchin hatte sie in Winston Churchill einen großen Lehrmeister. Worüber sie bei der wöchentlichen Audienz zwei Stunden lang geplaudert hätten, lautete einmal die Frage an den Premier. „Über Pferderennen.“

In ihrem Jahrhundertleben bekam es Elizabeth II. mit 15 britischen Premierministern und 13 US-Präsidenten zu tun. Als Gastgeberin sorgte sie für Leib und Wohl. Harold Macmillan schickte sie eine Flasche Champagner ins Spital, in Balmoral stand Prinz Philip für die Gäste am Grill, und die Queen besorgte den Abwasch. Was Margaret Thatcher – „That Lady“ – Unbehagen bereitete.

Mit Gerald Ford tanzte sie zu „That Lady Is a Tramp“, mit Ronald Reagan ritt sie aus. Bei Bush sen. lugte sie gerade so übers Pult, sein Junior fragte sie, ob es ein schwarzes Schaf auch in ihrer Familie gebe – und Donald Trump war ihr beim Abschreiten der Ehrengarde zwei Schritte voraus. Biden fühlte sich an seine Mom erinnert, Obama an seine Oma. Sie übte Nachsicht angesichts der Fauxpas. Im Umgang mit ihr fielen alle in eine Märchenwelt zurück. Wer im Small Talk indes die Rede auf Pferde und Hunde und natürlich aufs Wetter brachte, konnte nichts falsch machen.

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

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