Im blau-gelben Land regiert die ÖVP einsam. Doch Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner wird im Jänner wohl die Absolute verlieren. Die anderen Parteien wittern eine historische Chance für etwas Neues: echte Mitsprache.
Sanfte Hügel, Weinstöcke, hin und wieder glänzt eine kleine Windrad-Herde im Spätsommerlicht. Das Weinviertel ist nicht so Postkarten-Österreich wie Tirol, aber doch schön. Bäuerlich abseits der größeren Städte. Insofern wundert es nicht, wenn ein nett-unspektakuläres 1000-Einwohner-Dorf wie Herrnbaumgarten Touristen anzieht. Radfahrer, Weintrinker kommen gerne, als Schlechtwetterprogramm gibt es das Nonseum, das Museum für unsinnige Erfindungen.
Das Spannendste an Herrnbaumgarten bleibt aber unsichtbar. Es steckt im Boden. Schiefergas. Der Ort liegt in jener Zone, in der ein für Dekaden ausreichendes Vorkommen vermutet wird. Bereits vor zehn Jahren schlug die Montanuni Leoben vor, den Schatz mit einer neuen Methode des „sauberen Fracking“ zu heben. Die OMV war interessiert, doch die Debatte aus, bevor sie begann. Politisch war es nicht gewollt, regulatorisch schwierig und der Standpunkt der Anrainer klar: Nein. Mit Rufzeichen. Doch inzwischen gibt es eine Energiekrise und laute Stimmen für ein Umdenken. Die Industriellenvereinigung ist ebenso in dem Chor dabei wie der oberösterreichische Landeshauptmann, der es für „verantwortungslos“ hält, „Gas-Potenzial verkümmern zu lassen“.