1930 - 2022

Regisseur Jean-Luc Godard gestorben

Jean-Luc Godard
Jean-Luc Godard(c) Getty Images (Larry Ellis)
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Der bedeutendste und eigenwilligste Meister des französischen Kinos wurde 91 Jahre alt.

Der französische Regisseur Jean-Luc Godard ist gestorben. Das bestätigten seine Ehefrau und seine Produzenten der Nachrichtenagentur sda, nachdem zunächst "Libération" darüber berichtet hat. "Herr Godard hat die in der Schweiz legale Hilfe zu einem freiwilligen Abschied in Anspruch genommen", teilte Patrick Jeanneret, ein Berater der Familie, am Dienstag mit. Grund dafür seien seine zahlreichen Krankheiten gewesen. Godard wurde 91 Jahre alt. 

Er war der wohl berühmteste – und für viele auch bedeutendste – Kino-Revoluzzer des 20. Jahrhunderts. Nicht nur sein Film „Außer Atem“ krempelte unsere Sichtweisen um.  >> hier zum ausführlichen Nachruf von  „Presse-"Filmkritiker Andrey Arnold.

Mit seinem Debüt „Außer Atem“ schlug Godard 1960 eine Bresche in die Nachkriegskulturlandschaft. Voll Ungestüm brach der Film, im Grunde eine stinknormale Kriminalromanze, mit verstaubten Kinokonventionen, indem er seinem Spieltrieb freien Lauf ließ. Statt wie üblich im Studio zu drehen, hielt Godard die Cafés und Straßen mit seiner Handkamera fest, vor der sich Jean-Paul Belmondo frei bewegte. Seine Schnitte folgten weder Regeln noch einem Rhythmus. Mit seinen frühen Filmen wurde Godard Teil der Nouvelle Vague, zu der etwa auch François Truffaut oder Eric Rohmer gehörten.

Doch ab Mitte der 1960er-Jahre brach er in Filmen wie "Weekend" und "Die Chinesin" immer häufiger die Erzählstrukturen auf. Seine Geschichten wurden fragmentarischer, Bilder und Szenen verloren ihren inhaltlichen und zeitlichen Bezug zueinander. Nach 1967 sprach Godard auch nicht mehr von Filmen, sondern von Bildern und Tönen. 

Mehr als hundert filmische Arbeiten

Sein überbordendes, mehr als hundert filmische Arbeiten umfassendes Werk ist facettenreich. Als einer der ersten Filmkünstler experimentierte er in den 1970ern mit den Montage- und Verfremdungsmöglichkeiten von Videotechnologie. 2014 drehte er „Adieu au langage“ zum Teil mit Handykameras – und spielte mit 3-D.

Zur Person

Jean-Luc Godard wurde am 3. Dezember 1930 in Paris in eine protestantische bürgerliche Familie geboren, die in Frankreich und der Schweiz lebte.

Nach dem Schulbesuch in Nyon im Schweizer Kanton Waadt ging er nach der Scheidung seiner Eltern zurück nach Paris. In den 1950er-Jahren schrieb er als Filmkritiker für die "Cahiers du cinéma", der Zeitschrift des großen Vordenkers des französischen Autorenkinos André Bazin.

Zu seinen vielen Auszeichnungen gehört auch ein Ehren-Oscar, der ihm 2010 für sein Lebenswerk verliehen wurde. Eine offizielle Trauerfeier für den Regisseur soll es nicht geben, wie es am Dienstag in einer Stellungnahme hieß.

>> Bericht in „Libération"

(Red./APA/dpa)

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