Shanghai-Organisation

Die neue Anti-westliche Allianz umfasst 40 Prozent der Weltbevölkerung

IMAGO/ITAR-TASS
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Russland und China ziehen Iran, die Golf-Staaten und die Türkei an. Indien, Pakistan und Zentralasien gehören schon zum Klub.

Die Shanghai-Organisation für Zusammenarbeit (SCO) war bisher ein Mauerblümchen der internationalen Politik. Die Gruppe aus acht Staaten unter Führung von Russland und China ist in den 21 Jahren seit ihrer Gründung nie mit bahnbrechenden Initiativen aufgefallen. Nun wird ein SCO-Gipfeltreffen an diesem Donnerstag in Usbekistan zur Bühne für ein neues Bündnis gegen den Westen. Der Iran, die Golf-Staaten und das Nato-Land Türkei interessieren sich für die SCO. Das könnte Folgen für den Westen und den Nahen Osten haben.
Der Gipfel am 15. und 16. September in Samarkand ist Ziel der ersten Auslandsreise des chinesischen Staatschefs Xi Jinping seit Ausbruch der Pandemie vor zweieinhalb Jahren. Kremlchef Wladimir Putin will sich am Rande des Treffens mit Xi zusammensetzen. Auch mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan möchte Putin in Samarkand reden. Dabei wird es um Änderungen am Istanbuler Getreide-Abkommen gehen, von dem nach Moskauer Auffassung nicht die von Hunger bedrohten Ländern in Afrika profitieren, sondern Russland-feindliche westliche Staaten. Erdoğan sieht das genauso: „Putin hat recht“, sagte er.
In Samarkand will die SCO formell den Beitritt des Iran beschließen und den Beitrittsprozess von Belarus einleiten. Bisher besteht die Gruppe aus Russland, China, Indien, Pakistan sowie den zentralasiatischen Staaten Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan und Usbekistan. Erdoğan, dessen Land als sogenannter Dialog-Partner mit der SCO verbunden ist, hat Interesse an einem Beitritt der Türkei geäußert. Saudi-Arabien, Katar und Ägypten wollen in Samarkand neue Dialog-Partner werden; die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) streben laut Medienberichten die sofortige Mitgliedschaft an.
Die Regionalmächte aus dem Nahen Osten, die in Samarkand vertreten sein werden, sind untereinander zerstritten: Saudi-Arabien und der Iran führen einen Stellvertreterkrieg im Jemen, Ägypten und die VAE sind Gegenspieler der Türkei im Libyen-Konflikt. Gemeinsam ist ihnen aber, dass sie nach außen- und wirtschaftspolitischen Alternativen zum Westen suchen. Der Iran will mit der SCO-Mitgliedschaft aus seiner internationalen Isolation ausbrechen und seine Wirtschaft stärken: Die SCO repräsentiert 40 Prozent der Weltbevölkerung und 30 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung. Auch die Türkei sucht neue Märkte für ihre krisengeplagte Wirtschaft. Die Golf-Araber wollen sich nicht mehr auf die USA verlassen, liefern viel Öl nach China und arbeiten mit Russland im Ölkartell Opec-Plus zusammen.

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