Interview

Weltliteratur im Theater: "Edgar ist der böse alte Weiße"

Grausame Machtspiele haben diese Woche beim Theaterfestival der "Wortwiege" Premiere: Uwe Reichwaldt und Azelia Opak inszenieren Weltliteratur.
Grausame Machtspiele haben diese Woche beim Theaterfestival der "Wortwiege" Premiere: Uwe Reichwaldt und Azelia Opak inszenieren Weltliteratur. (c) Caio Kauffmann
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In Wiener Neustadt zeigen Absolventen des Reinhardt-Seminars Shakespeares "Coriolanus" und Strindbergs "Totentanz". Der "Presse" erklärten sie ihre Sichtweisen.

Die Presse: Sie haben beide Ihre Diplom-Inszenierungen am Max-Reinhardt-Seminar gemacht - eine Shakespeare-Tragödie, ein Strindberg-Stück. Nun bringen Sie diese beim Theaterfestival der "Wortwiege", bei "Europa in Szene" in Wr. Neustadt. Was hat sich bei diesen Dramen für Sie im vergangenen halben Jahr im Kopf verändert?


Azelia Opak: Für mich vor allem die Denkweisen der Figuren in "Coriolanus". Im Frühling habe ich noch versucht, eigene Motive in sie hineinzulesen. Jetzt traue ich mich viel stärker, ihre Härte und Konsequenz verständlich zu machen. Ich habe mich jetzt auch mehr auf aktuelle Geschehnisse eingelassen. Wie tickt ein Befürworter des Imperialismus? Wie denkt der römische Feldherr Coriolanus? Ich will ihm nicht unsere Werte überstülpen. Im Frühjahr habe ich ihn als Kind des Krieges gesehen, also auch als ein Opfer seiner Welt: Man hat ihn zum Außenseiter gemacht. Jetzt muss ich akzeptieren, dass er Macht auch ausübt, indem er genau entscheidet, mit wem er sich abgibt. Die Volkstribunen erachtet er nicht als in seiner Liga spielend. Er verkörpert die alte Welt. Wie Putin, nur düsterer und purer.

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