Unterwegs

Cannabis-Shops in Denver

Pionierstaat: In Colorados Hauptstadt Denver gibt es mehr Cannabis-Shops als Starbucks-Filialen.

Die deutsche Bundesregierung will Cannabis legalisieren, bis Ende des Jahres soll ein Gesetzesentwurf vorliegen. Weil doch einige Fragen zu klären sind, wird es wohl bis 2024 dauern, bis Cannabis nicht nur für die medizinische Behandlung wie heute schon, sondern auch zu „Genusszwecken“ legal erworben und konsumiert werden kann.

So war's in Colorado, dem ersten US-Bundesstaat, in dem es zur Legalisierung kam: 2012 beschlossen, startete 2014 der Verkauf in lizenzierten Geschäften unter Auflagen wie etwa Alterskontrollen und fachkundiger Beratung. Mittlerweile gibt es fast 600 „Dispensarys“ im Bundesstaat, über 40.000 Personen sind als Betreiber oder Mitarbeiter lizenziert, die Steuereinnahmen betrugen im Jahr 2019 266 Mio. Dollar.

Colorado sind inzwischen 19 Bundesstaaten (und Kanada) gefolgt; bizarr mutet an, dass man in Colorados Nachbarstaaten Kansas und Wyoming (und elf anderen Bundesstaaten) für einen Joint bis zu einem Jahr hinter Gitter kommen kann. Diese Staaten haben ein Drogenproblem, wie auch Colorado und andere, aber das hat nichts mit dem Kraut zu tun, die Rede ist vom Schmerzmittel Fentanyl, Synonym für die Opioidkrise in den USA. Jahrelang beworben wie Hustenzuckerln und gegen jedes Wehwehchen verschrieben, führen Oxycontin, Fentanyl und Derivate zu rascher Abhängigkeit, vielfach zu Jobverlust und Obdachlosigkeit, oft zu tödlicher Überdosierung.

Größter Lobbyist gegen die Cannabis-Freigabe in den USA ist die profitorientierte Gefängnisindustrie im Land, ihre diesbezüglichen Aufwendungen, kein Geheimnis, sind in den Geschäftsberichten nachzulesen. Hier schwindet ein Business case.

Mail an: timo.voelker@diepresse.com

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